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RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Themen diplom: Museums- quartier


Foto von Margherita Spiluttini vor dem Umbau Museumsquartier © AzW Spiluttini Archiv

 

Museumsquartier – Fischer von Erlach-Trakt

Räumliche und nachhaltige Transformation des denkmalgeschützten Bestands

Die ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen, errichtet im Jahr 1723 nach den Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach, sind heute Bestandteil, Adresse und zentraler Zugang des Wiener Museumsquartiers. Gemeinsam mit der Hofburg, der Neuen Burg sowie dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum sollte das Areal ursprünglich den Abschluss des geplanten „Kaiserforum“ nach den Plänen von Gottfried Semper bilden. Eine Sequenz von Bauten, Stadt- und Zwischenräumen als Form und Abbild der damaligen politischen und gesellschaftlichen Machtverhältnisse, die nie zur Gänze ausgeführt wurden. Nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1918 wird das Areal ab 1921 für kommerzielle Messen, Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt und als „Messepalast“ zu einem wichtigen Kulturort Wiens. 2001 wurde nach einem langen Transformationsprozess das heutige Museumsquartier eröffnet.

Die Erhaltung und Umnutzung von Bestandsgebäuden für museale Zwecke hat eine lange Geschichte. Bauwerke, die ihren ursprünglichen Verwendungszweck verloren haben und zugleich stadträumlich, architektonisch und geschichtlich prägend für das kollektive Gedächtnis sind, werden durch eine Nachnutzung in ihrem Fortbestand gesichert, indem sie museale Nutzungen aufnehmen. Diese Transformation wirft komplexe architektonische Fragestellungen auf, die zwischen den räumlichen, kuratorischen, sozialen und funktionalen Erfordernissen des beabsichtigten Ausstellungsbetriebs und der erhaltenswerten Eigenschaft des architektonischen Artefakts oszillieren.

Am Beispiel des Hofstallgebäudes, des so genannten Fischer-von-Erlach-Trakts, in dem heute das Q 21 untergebracht ist, werden im Rahmen des Themendiploms Strategien und Projekte zum Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand konzipiert und ausgearbeitet. Die Erdgeschosszone der Monumentalfront am Museumsplatz soll im Sinne eines aktualisierten Museumsbegriffs denkmalgerecht adaptiert werden. Der heutige transitorische Erschließungsraum samt angelagerter touristischer und betrieblicher Infrastruktur sowie den zweigeschossigen Einbauten mit Kojen der Kunstproduktion und -vermittlung wird in einen niederschwelligen Zugang zur zeitgenössischen kulturellen und sozialen Interaktion transformiert.

Die Erdgeschosszone der ehemaligen Pferdeställe, die querenden Erschließungsachsen und der angrenzende hof- und platzseitige Außenraum werden als zusammenhängende öffentliche Zone neu definiert. Die barocke Längsachse wird in eine Abfolge von Bereichen unterschiedlicher Konditionierung – Außenklima, Mid-Door-Klima, konditionierter Innenraum transformiert. Die Adaption reflektiert bauliche Anforderungen hinsichtlich der Minimierung des betrieblichen Energieeinsatzes, des Lebenszyklus der Bauelemente und der Materialität im Kontext des Weiterbauens des Bestandes, sowie der Mitgestaltung des umliegenden Aussenraums hinsichlich positiver Mikroklimaeffekte. Für den Umgang mit dem Denkmal wird entsprechend dem Management of Change eine Erfassung und Gewichtung der Denkmalwerte in ihrer Korrelation zu Substanz, Erscheinungsbild und Wirkung des Bestandes vorgenommen.

Das Themendiplomseminar findet interdisziplinär als Kooperation zwischen den Forschungsbereichen Bauphysik und Bauökologie, Denkmalpflege und Bauen im Bestandsowie Raumgestaltung und Entwerfen statt.

Im Rahmen des einjährigen Themendiplomseminars werden durch die Diplomanden jeweils eigene Strategien und Entwürfe zur weiteren Transformation des denkmalgeschützten Bestands entwickelt, in denen das architektonisch-räumliche Potenzial des Vorhandenen und seine Zeitspuren im Zusammenhang mit seiner musealen Nutzung, gesellschaftlichen Relevanz sowie Fragen zur Nachhaltigkeit diskursiv untersucht werden. Dies kann sowohl in Entwurfsprojekten als auch theoretischen Arbeiten erarbeitet werden. Basis der Konzeptentwicklung ist eine präzise räumliche und materielle Bestandsanalyse sowie das Lesen und Beschreiben der signifikanten Elemente, Materialien und Spuren des Bestandsbauwerkes als besonderer Raumtyp im städtischen Kontext.

Zu Beginn werden Themen und Fragestellungen aus den drei Disziplinen in den Raum gestellt, gemeinsam reflektiert und ausführlich diskutiert. Der Schwerpunkt des individuellen Diplomprojekts wird von den Studierenden einzeln festgelegt. Entsprechend erfolgt die Hauptbetreuung der einzelnen Diplomarbeiten in jeweils einem der drei beteiligten Forschungsbereiche.

 

Betreuung und Ablauf

Das Themendiplomseminar findet über einen Zeitraum von einem Jahr statt, mit Beginn im Oktober 2024. Die Diplompräsentation erfolgt im Oktober 2025.

Hauptbetreuung:
Wilfried Kuehn, Heike Oevermann, Kristina Orehounig

Mitbetreuung:
Basma Abu-Naim, Alessandro Rintallo, Behrooz Khalili

Kick-Off: Fr, 18.10.2024, 09.00 – 11.00
im Forschungsbereich Denkmalpflege und Bauen im Bestand, Seminarraum 257

Bewerbung mit kurzem Abstract und Portfolio bis 15.09.2024
an: basma.abu-naim@tuwien.ac.at

 

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