Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Integrierter Entwurf Stadtarchipel Favoriten

 

Der Verteilerkreis Wien Favoriten steht für das Planungsideal der autogerechten Stadt der 1950iger bis 1970iger Jahre. Gesucht wird eine Transformation des Infrastrukturbauwerkes in einen Stadtraum, der den Bruch im städtischen Gewebe repariert. Ausgangspunkt des forschenden Entwerfens ist die Typologie des Bauensembles und ihr Potential für die Stadt von Morgen. Jede Teilnehmer*in entwirft ein städtisches Gebäude im Dialog mit den Ensemblenachbarn und den gemeinsamen Aussenraum.

STADTREPARATUR
Die nachhaltige Weiterenwicklung der vorhandenen Stadt für die zukünftige Stadtnutzung beinhaltet u.a. das situative Reparieren gewachsener Strukturen. Orte außerhalb der alltäglichen Aufmerksamkeit können durch Umbauen und Verweben der vorhandenen städtischen Morphologien zu Potentialorten der Stadt von Morgen werden. Durch eine neue Perspektive auf das Bestehende entstehen Modelle für neue Formen der Stadt des 21. Jahrhunderts.
Als Methode der Stadtreparatur soll die Typologie des Bauensembles entwerfend untersucht werden. Drei individuelle Häuser, als Kleingruppe aufeinander bezogen, bilden jeweils ein Bauensemble. Die Baukörper spannen in ihrem Zwischenraum Außenräume auf, die vom Hintergrund zur Raumfigur werden. Als gesellschaftliche Wohnzimmer und Räume des öffentlichen Lebens werden diese öffentlich zugänglichen Straßen- und Platzräume im Wechsel der Generationen neu gelesen, bespielt und genutzt.
Die spannungsvolle Beziehung von Gebäuden und städtischen Außenräumen erzeugt die dichte europäische Stadt mit Hilfe von Bauelementen wie Wänden, Fenstern und Eingängen als Schwellen zwischen Innen und Außen sowie mit sorgfältig gestalteten Flächen zwischen den Baukörpern. Zwei Elemente verdienen besondere Aufmerksamkeit beim Entwurf eines Bauensembles: Das erste Element ist die raumbildende Fassade in ihrer inhaltlichen Mehrdeutigkeit: als klimaregulierende Hülle und Schwelle, als Vermittlerin zwischen öffentlichem und privatem Raum, als Ausdruck eines Baukörpers. Das zweite Element ist der urbane Freiraum: bestimmt durch Oberflächenmaterialität, Topografie und Bepflanzung. Das forschende Entwerfen untersucht die sorgfältige Beziehung zwischen Baukörpern und Freiräumen als Schlüssel der Transformation zur klimaresilienten und Nutzer*innen-bezogenen Stadt.

CASE STUDY: VERTEILERKREIS FAVORITEN
Der Verteilerkreis Wien Favoriten wurde im Zuge des ersten Baubschnitts der Südosttangente im Dezember 1970 eröffnet. Als zweitgrößter Kreisverkehr Wiens steht er für das Planungsideal der autogerechten Stadt der 1950er bis 1970er Jahre. Die beginnende individuelle Massenmotorisierung veränderte die Flächeninanspruchnahme durch Verkehrsinfrastrukturen im Stadtkörper. Das Spannungsfeld von Baukörper und Fassaden sowie dem Raum dazwischen wurde im Zuge der Optimierung der Verkehrsflüsse zugunsten der Straßenfläche aufgelöst.
Es entstand Am Alten Landgut eine Barriere und Grenze im Stadtraum, die eine leere Mitte zwischen den Bezirksteilen Favoriten und Oberlaa ausbildet. Die bezirksinterne, lineare Erschließungsachse, die Favoritenstraße, durchquert den Freiraum des Reumannplatzes und mündet in die Leerstelle über der Südosttangente. Das ca. 40 ha große, kreisförmige Areal über der U-Bahntrasse und der Südosttangente liegt zwischen Quartieren unterschiedlicher stadtmorphologischer Typologien: gründerzeitlicher Blockrandbebauungen des ausgehenden 19.Jahrhunderts, offener Zeilenbebauung der Nachkriegszeit, Einfamilienhausstrukturen sowie großflächigen Solitärbebauungen wie dem Bildungscampus der FH Wien sowie Freizeit – und Sportarealen des Fußballstadions FK Austria Wien und des Laaerbergbads.
Gesucht wird eine Transformation des Infrastrukturbauwerks in einen Stadtraum – die Leerstelle der Verkehrsinsel soll Stadt werden. Der verkehrlich bedingte Bruch im städtischen Gewebe bedarf einer Reparatur, die getrennten Bezirksteile einer neuartigen, stadtmorphologischen Vernetzung.

 

Methoden

Ausgehend von der Strategie einer reparierenden Transformation der stadträumlichen Situation werden die Freiraumpotentiale des Vorhandenen untersucht und in den Kontext der Frage des konsumfreien, öffentlichen Raumes für Alle sowie der künftigen Anforderungen der Klimaresilienz der Stadt gestellt. Basis der Konzeptentwicklung ist eine präzise stadtmorphologische Bestandsanalyse sowie das Lesen und Beschreiben der signifikanten Elemente und Spuren im Stadtraum.

Erarbeitung einer handlungsorientierten Dokumentation zu einer neuen Praxis des Umgangs mit dem Stadtraum und der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur und zu nachhaltigen Reparaturstrategien im stadträumlichen Bestand.
Die Annäherung an den vorhandenen, umliegenden Stadtraum und seine Raumfolgen von Außenraum, Infrastruktur und Gebäuden sowie zwischen öffentlichen und privaten Räumen erfolgt anhand von Konzept- und Arbeitsmodellen. Die Untersuchung der städtebaulichen Schnittstellen und der begrenzenden Fassaden erfolgt äquivalent.
Die Transformation der Leerstelle im Stadtraum erfolgt auf Basis von sieben Baufeldern mit je drei Bauköpern, die jeweils untereinander Bauensembles ausbilden und mit den Nachbarbaufelder in einem Spannungsfeld stehen. Ein übergeordneter, gemeinsamer, autofreier Außenraum bildet das Rückgrat der vernetzten Stadtinsel und setzt einen Kontrapunkt zur fünfzigjährigen Nutzung im Kontext des Leitbilds der autogerechten Stadt.

 

Vortragende

Wilfried Kuehn
Ulrich Huhs
Alexander Garber
Peter Bauer
Maria Auböck
János Kárász

 

Weitere Informationen

Präsentation der LVA einsehbar unter:
https://portal.tuwien.tv/Login.aspx?SourceURL=/View.aspx~q~id=10816~5d~uPTzHOgBLT&br=507


Einführung:
 Fr, 01. März 2024 um 10.00 Uhr mit anschließender Arealbesichtigung ab 14.00 Uhr
Seminarraum CA0322, Gußhausstr. 27-29 – Neu El (Gußhausstraße 25-29)


Betreuungstermine jeweils Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr.

 

 

TISS
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