Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Integrierter Entwurf (Ba.) Stadtreparaturen im Wiental

 

STADTRAUM WIENTAL

Das Wiental offenbart im Kontext urbanistischer und stadtklimatischer Diskurse sein besonderes stadträumliches Potential, das eine übergeordnete Planungsstrategie als Handlungsrahmen aller Akteure erfordert. Der hybride Raum – Stadt und zugleich städtisches Landschaftsband mit Bezug zum Wiener Wald – stellt ein sensibles stadtökologisches System dar, das auf Grundlage stadtmorphologischer Untersuchungen gelesen und entwickelt werden kann.

Die derzeitige Praxis punktueller, baulicher Interventionen ohne umfasendes Leitbild gefährdet die gesamtstädtisch wirksamen Potentiale für die wachsende Metropole Wien. Um die Stadt als Lebensraum unter den sich wandelnden klimatischen Bedingungen für alle Bewohner*innen zu erhalten und zu entwickeln, müssen die Prämissen und die konkrete Praxis der Stadt- und der Projektplanung neu verhandelt werden.

 

CASE STUDY MEIDLING

Am Beispiel der stadträumlichen Situation des Wienflusses beim Eintritt in die gründerzeitlich geprägte Stadt auf der Höhe der U4 Station Meidlinger Hauptstrasse gilt es Strategien der Stadtreparatur zu untersuchen. Der Umsteigeknoten des öffentlichen Nahverkehrs wurde seit der Errichtung als ehemalige Endstation der Gürtellinie im Jahr 1898 kontinuierlich an die Erfordernisse angepasst. Im Zuge der Verlängerung der U4 bis Hütteldorf 1981 wurde ein hybrides Büro-, Geschäfts- und Parkhaus über der neuen Station Meidlinger Hauptstraße errichtet, das einen Maßstabssprung im Stadtlandschaftsraum des Wientales bewirkt hat. In direkter Nachbarschaft, auf den ehemaligen Kometgründen, entsteht aktuell ein weiterer großvolumiger Büro- und Geschäftskomplex mit integrierter Shoppingmall, der diese Ablösung vom städtischen Gewebe vertieft.

Für diesen stadträumlichen Brennpunkt im Wiental soll eine Strategie zur städtebaulichen Reparatur anhand der Transformation des inselartigen Hybridgebäudes über der U4-Station entwickelt werden.

 

CASE STUDY GAUDENZDORF

An der Schnittstelle der vier Wiener Gemeindebezirke Margareten, Mariahilf, Meidling und Rudolfsheim-Fünfhaus befindet sich ein weiteres Betrachtungsgebiet, dessen komplexe historische, topographische und soziale Schichten einen ungelösten städtischen Knoten hervorbrachten. Die ehemalige Auenlandschaft des heute überwölbten Wienflusses markierte den Übergang zwischen Stadt und Umland. Der später hier verlaufende Linienwall, die damalige Stadt- und Zollgrenze, definiert den Übergang zwischen sozial gegensätzlichen Wohngebieten und markiert eine morphologische wie gesellschaftliche Grenzziehung, die bis in die Gegenwart vorhanden und wahrnehmbar ist. Mit aufkommender Elektrifizierung kommt es in dieser städtischen Randlage zur Ansiedlung eines Gaswerkes, dessen Betrieb zur Kontamination des Gebiets führt. Es entsteht eine anhaltend tabuisierte Brache in dem mittlerweile ins innerstädtische Gefüge gerückten Gebiet. Mit dem Rückbau des Linienwalls beginnt schließlich die intensive Nutzung als Verkehrsfläche: die inselartige Grünfläche wird heute von stellenweise bis zu 9 Spuren umschlossen. Die aktuelle städtische Situation ist das Resultat dieser und weiterer historischer Begebenheiten: ein von Verkehrsströmen gefasster Hohlraum im städtischen Gefüge.

Für diese Herausforderung im Wiental sollen zeitgemäße Stadtbausteine entwickelt werden, die in der Lage sind, die historisch gewachsenen Disharmonien zu moderieren und zur Klärung der komplexen städtischen Situation beitragen können.

 

Methoden

Ausgehend von der Strategie einer reparierenden Transformation des stadträumlichen und baulichen Bestands werden die Raumpotentiale des Vorhandenen und seine Zeitspuren diskursiv untersucht und in den Kontext der Frage des konsumfreien, öffentlichen Raumes für Alle sowie der künftigen Anforderungen der Klimaresilienz der Stadt gestellt. Basis der Konzeptentwicklung ist eine präzise stadtmorphologische und gebäudetypologische Bestandsanalyse sowie das Lesen und Beschreiben der signifikanten Elemente und Spuren im Stadtraum.

Erarbeitung einer handlungsorientierten Dokumentation zu einer neuen Praxis des Umgangs mit dem Stadtraum und zu nachhaltigen Reparaturstrategien im stadträumlichen und baulichen Bestand.

Die Annäherung an den vorhandenen Stadt- und Landschaftsraum und seine Raumfolgen von Außenraum, Infrastruktur und Gebäuden sowie zwischen öffentlichen und privaten Räumen erfolgt anhand von Konzept- und Arbeitsmodellen. Die Untersuchung der städtebaulichen Schnittstellen, zum einen flussbegleitend und zum anderen flussquerend und bezirksverbindend, erfolgt äquivalent.

 

Vortragende

Wilfried Kuehn
Ulrich Huhs
Alexander Garber
Peter Bauer
Günter Meusburger

 

Weitere Informationen

Kick-off: Fr, 03. März 2023 im Seminarraum CHEG von 10.00 – 14.00 Uhr

 

TISS
Dropbox