Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Integratives Entwerfen Gedächtnispalast

 

“Gedächtnispalast” heißt ein Verfahren, bei dem Menschen große Mengen an Informationen in ihrem Kopf dadurch speichern, dass sie sie Raum für Raum fiktiv in einem Gebäude ablegen. Indem sie sich später in Gedanken durch diesen “Palast” bewegen, sind sie in der Lage, die Informationen aus ihrem Gedächtnis präzise wieder abzurufen. Zwischen der Arbeitsweise des Gedächtnisses und dem Entwurf von Architektur muss es also Entsprechungen geben.

Das Gedächtnis ist für das Lernen und Handeln des Menschen essentiell. Es ist eine grundlegende kognitive Fähigkeit, die von großer Bedeutung für seine Selbstwahrnehmung und den Austausch mit seiner Umwelt sind. Durch die zunehmende Lebenserwartung steigt auch die Zahl derjenigen Menschen, die gravierende Beeinträchtigungen ihrer Gedächtnisleistungen erleben. Alltagssprachlich unter dem Begriff „Demenz“ zusammengefasst, handelt es sich dabei um eine Vielzahl unterschiedlicher neurodegenerativer Erkrankungen.

Menschliche Bewegung und Orientierung im Raum wird ganz wesentlich durch das Gedächtnis beeinflusst. Daher muss die Architektur für demenzkranke Menschen besondere Bedingungen schaffen, damit die Betroffenen möglichst lange möglichst selbständig leben können. Die mit Demenz befassten Organisationen, ehrenamtlichen Unterstützungsnetzwerke und „Caring Communities“ treten verstärkt für inklusive Formen des Zusammenlebens ein. Gemeinschaftliche Wohn- und Pflegemodelle sollen vor allem einer der schwerwiegendsten Folgen der Erkrankung – der sozialen Isolation der Betroffenen – entgegenwirken.

Ziel des Entwerfens in Zusammenarbeit mit Enwicklungspsycholog*innen und Expert*innen soll es sein, aufbauend auf bereits existierenden Ansätzen neue Modelle für eine demenzinklusive, innerstädtische Architektur zu entwickeln. Ein Bestandsgebäude soll so um-, aus- und weitergebaut werden, dass Wohn- und Pflegeräume für Menschen in verschiedenen Phasen der Erkrankung ebenso Platz finden wie öffentliche Angebote für Angehörige, Pfleger*innen und ehrenamtliche Unterstützer*innen: Ein “Gedächtnispalast” im konkreten Sinne.

An einer solchen, demenzinklusiven Architektur zu arbeiten bedeutet nicht nur eine Beschäftigung mit den unterschiedlichen Ausprägungen der Krankheit selbst, sondern zuallererst auch eine vertiefte Auseinandersetzung damit, wie Architektur gesellschaftsbildend wirkt, mit welchen Mitteln sie zwischenmenschliche Kommunikation beeinflusst und welche sensorischen aber auch kulturellen und sozialen Faktoren unsere Wahrnehmung von ihr beeinflussen.

 

Methoden:

Im Kurs soll vermittelt werden, dass Architektur stets mit einem Umbau gesellschaftlicher Verhältnisse verbunden ist, die es deshalb theoretisch und sozialräumlich zu erfassen gilt.
Über die volle Laufzeit des Entwerfens stehen daher die Auseinandersetzung mit theoretischen Texten, die Anfertigung von Skizzen und Zeichnungen sowie das Bauen physischer Modelle als wesentlichste Instrumente zum Denken und Erarbeiten von Architektur im Zentrum. Begleitende Aufgabenstellungen, Input-Vorträge zu Beginn der Übungen sowie ein Workshop dienen dabei der inhaltlichen Vertiefung, der gemeinsamen Diskussion und der konzeptionellen Schärfung der einzelnen Projekte. Das Entwerfen ist in Einzelarbeit zu absolvieren.

 

Vortragende:

Harald Trapp
Gerhard Flora
Bettina Hufe
Ulrich Pont

 

Weitere Informationen:

Einführung: Di, 7. Oktober 2025, 14.00 Uhr, Projektraum 4

 

TISS
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