Kultur_Raum – Vom Alleinsein zur Gemeinschaft
Das globalisierte Leben wird durch das weitverzweigte Adergeflecht der Autobahnen und dem damit verbundenen Transport von lebenswichtigen Gütern bestimmt.(1) Nach einer Statistik der ASFINAG vom Mai 2024 passieren auf der A1 – Westautobahn an der Messstelle Altlengbach, tagtäglich 74 tausend Kraftfahrzeuge. 12 tausend davon sind Schwerlastfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von über 3,5 t.(2)
Gemeinsam, oft in Kolonnen hintereinanderfahrend, sind die Lenker dieser Lastkraftwagen unterwegs. Alleine und einsam den Tag in ihrer Fahrerkabine verbringend. Gemeinsam, gezwungen durch das Wochenend- und Feiertagsfahrverbot in Österreich parken sie das Wochenende auf Rastplätzen, wo sie wieder die meiste Zeit einsam in ihren Fahrzeugen verharren.(3) Eine Gesellschaftsgruppe die marginalisiert und ausgebeutet wird und schon längstens den Ruf des „King oft the Road“ eingebüßt hat.
„In einer Welt in der immer mehr Menschen von sozialer und ökologischer Ungleichheit, von Kriegen und Katastrophen betroffen sind, muss die Architektur ihre gesellschaftliche Relevanz neu definieren.“(4) Inwieweit ermöglichen Kunst und Kultur sich einer von reiner Funktionalität geprägten Lebensweise entgegenzustellen? „Wer Musik hört erlebt die Leichtigkeit des Seins, wer einen guten Roman liest versinkt darin, wer ein schönes Bild betrachtet begibt sich auf eine emotionale Reise. Einen solchen Widerhall nennt Christoph Thun-Hohenstein, in Anlehnung an den Soziologen Hartmut Rosa, „Resonanz“.“(5)
Ziel des Entwerfens ist es, eine Kulturrast – einen Ort der Kunst und Kultur, als Gegenpol zu den eindimensional ausgerichteten Rastplätzen zu entwickeln. Mit einem mehrdimensionalen Angebot sollen den Besuchern spannende Angebote gemacht werden, um ihren gewohnten Alltag des Parkens und Rasten und die damit verbundene Routine zu unterbrechen. Nach Olafur Eliasson gilt es, „einen Raum der Koexistenz zwischen allen zu schaffen,“(6) Raum für eine Gemeinschaft, Raum der gleichzeitig der Erholung dienlich ist und einen emotionalen, spirituellen Ausgleich bewirkt.
(1) Vgl. Johanna Pils: Begegnung mit sich selbst, Diplomarbeit, 2023
(2) asfinag.at/verkehr-sicherheit/verkehrszahlung/
(3) asfinag.at/verkehr-sicherheit/lkw-bus/lkw-fahrverbote/
(4) Andres Lepik, in: Das Haus im Buch; Ana Vollenbroich, u.a., Hrg; Park Books, 2024
(5) Oe 1 Morgenjournal 20240706
(6) life.fondationbeyeler.ch
Methoden:
Aufbauend auf den Analysen zu den Themen Autobahn Raststätten, Kunst- und Kulturvermittlung und des Bauplatzes, werden Konzepte im Rahmen der Themen „Verkehrsbau“, „Kulturbau“ und „Räumliches Skizzieren“ entwickelt. Diese werden durch präzise räumliche Verfeinerungen und fast ausschließlich anhand von Modellen in unterschiedlichen Maßstäben, unterstützend für den Entwurf, weiterentwickelt. Vertiefungen zu den Themen, werden in Workshops und Vorträgen den Entwurfsprozess begleiten
Als Integrativer Entwurf basiert die Lehrveranstaltung auf der Auseinandersetzung mit der Architektur als zugleich räumlichem, sozialem, kulturellem, konstruktivem und bauphysikalisch-ökologischem Phänomen. Dabei soll der Entwurf auf monolithischer Bauweise beruhen, das heißt auf homogenem Massivbau aus Holz, Stein, Beton, Ziegel oder Lehm, dessen architektonisches Potenzial in konstruktiver und ökologischer wie räumlicher Perspektive erkundet und angewendet wird.
Vortragende:
Franz Karner
Willhelm Luggin
Johanna Pils
Weitere Informationen
Einführung: Do, 03. Oktober 2024 um 10.00 – 13:00 Uhr, in HS 15, Stiege 3, 3. Stock
Betreuungstermine jeweils Montags und Donnerstags von 10:00 bis 13:00 Uhr.