Reparatur und Re-use Gebäudebestand
Die Unterscheidung von Bestandsbauten in erhaltenswerte und in wertlose Gebäude, die nach Belieben durch neue ersetzt werden, ist überholt. Angesichts des beschleunigten Ressourcenverbrauchs seit der Industrialisierung und des dadurch verursachten Klimawandels, ist eine entschlossene Dekarbonisierung der Architekturpraxis erforderlich. Der vorhandene Gebäudebestand ist daher grundsätzlich erhaltenswert und dessen Ersatz durch Neubau eine begründete Ausnahme. Reparatur und Transformation werden damit zu zentralen Themen zeitgenössischer Architekturpraxix und dies führt zu einer differenzierten Form des architektonischen Ausdrucks: einer zeitgenössischen Form des Dialogs von Vorhandenem, Subtrahiertem und Neuhinzugefügtem.
Case Study Alte WU
Die aktuellen Entwicklungen zur Alten WU werfen Fragen auf. Das Universitätszentrum Althangrund soll – Stand März 2024 – abgerissen werden, um einem Neubau Platz zu machen, der wiederum ein Uni-Campus sein wird. In mehreren Bauabschnitten ab 1978 errichtet, steht das komplexe Bestandsbauwerk auf einer Überplattung der Bahntrasse des Franz-Josefs-Bahnhofs und bildet eine aus heutiger Sicht städtebaulich und typologisch problematische Großstruktur.
Die Kritik am Bauwerk als unmaßstäbliche Barriere im gründerzeitlichen Stadtraum ist ernst zu nehmen. Zugleich ist ein Abriss nicht zwingend. Im Gegenteil: statt eines Totalabrisses sind differenzierte Sanieren einer Transformation des Bestands denkbar. Wie lassen sich typologische Themen der Gründerzeit, deren nachhaltiger Erfolg heute anerkannt wird, in die Großstruktur einfügen?
Aufgabe
Parzellierung, Dialog von Fassaden und Straßenraum sowie nutzungsoffene Raumgefüge bilden ein Transformationsziel für die schlecht gealterte Großstruktur der 1970er Jahre. Auf der Grundlage einer strukturellen Analyse des Bestands in Überlagerung mit dem Maßstab der angrenzenden gründerzeitlichen Stadt wird die Alte WU in 20 Baufelder parzelliert. Die entstehenden Stadtbausteine werden in Einzelarbeit durch 20 Studierende als kommunizierende Teile eines neuen, städtischen Bauensembles auf dem Althangrund entwickelt, so dass aus 20 Einzelarbeiten eine neue Nachbarschaft entsteht, die ebenso vielfältig wie dialogfähig und beziehungsreich ist.
Methoden:
Ausgehend von der Strategie einer reparierenden Transformation des baulichen und stadträumlichen Bestands werden die Raumpotentiale des Vorhandenen und seine Zeitspuren diskursiv untersucht und in den Kontext der Frage der Dekarbonisierung des Bauens und des öffentlichen Raums für alle gestellt. Basis der Konzeptentwicklung ist eine präzise stadtmorphologische und gebäudetypologische Bestandsanalyse sowie das Lesen und Beschreiben der signifikanten Elemente und Spuren im Stadtraum und Bestand.
– Erarbeitung einer handlungsorientierten Dokumentation zu einer neuen Praxis nachhaltiger Reparaturstrategien im baulichen und stadträumlichen und Bestand.
– Annäherung an den vorhandenen Stadtraum und seine Raumfolgen von Außenraum, Infrastruktur und Gebäuden sowie zwischen öffentlichen und privaten Räumen erfolgt anhand von Konzept- und Arbeitsmodellen.
– Analyse der vorhandenen Gebäudestruktur und des Tragwerks des auf den Rohbau zurückgeführten Bestandbaus und der Überplattung der Bahntrasse erfolgt mit zwei und dreidimensionalen Analysezeichnungen sowie Strukturmodellen.
Vortragende:
Wilfried Kuehn
Ulrich Huhs
Alexander Garber
Peter Bauer
Weitere Informationen:
Einführung: Fr, 04. Oktober 2024 um 10.00 Uhr
Betreuungstermine jeweils Freitags von 10:00 bis 18:00 Uhr.