“(…) infrastructures also exist as forms separate from their purely technical functioning, (…)They emerge out of and store within them forms of desire and fantasy and can take on fetish-like aspects that sometimes can be wholly autonomous from their technical function. Focusing on the issue of form, or the poetics of infrastructure, allows us to understand how the political can be constituted through different means.” – Brian Larkin, The Politics and Poetics of Infrastructure 2013
An der Mündung des Wienflusses in den Donaukanal im Bereich der Urania soll eine öffentliche Badestelle entstehen und das angrenzende Ufer landschaftlich entwickelt werden. Hingegen bestehender öffentlicher Schwimmbäder der Stadt Wien, die durch eine Mauer vom Stadtraum getrennt angelegt sind, soll die Badestelle als Teil des urbanen Kontexts konzipiert und der Bestand in die Planung miteinbezogen werden.
Der Ort soll ganzheitlich bearbeitet werden und zum einen die Anbindung an die Uferseiten durch Aufgänge oder einen zusätzliche Fußgängersteg verbessert als auch die Uferpromenade landschaftlich ausgestaltet werden. Darüber hinaus soll der Bestand um das für die Badestelle erforderlichen Raumprogramm erweitert werden.
Ziel des Entwurfs ist es den Ort am Donaukanal durch gezielte bauliche Interventionen stärker in das Stadtleben zu integrieren.
AUSGANGSLAGE
Der Stadtkörper Wiens ist durch zahlreiche infrastrukturelle Bauprojekte geprägt.
Als technische Bauten sind sie ein zentrales Element der Stadtentwicklung und integraler Teil des guten Zusammenlebens in dicht verbauten Gebieten. Über ihre technische Funktion hinaus formen sie den Stadtraum und prägen die kulturelle Identität der Stadt. Solange Infrastrukturen funktionieren, werden sie im täglichen Gebrauch kaum wahrgenommen. Sie werden stetig transformiert und ertüchtig, um den wechselnden Anforderungen der Zeit gerecht zu werden:
Die Stadtmauer Wiens war durch die wachsende Bedeutung der Stadt laufenden Adaptierungen unterzogen und regulierte, neben ihrer schützenden Funktion auch die Ökonomie und Zugänglichkeit der Stadt. Mit ihrer Schleifung um die Jahrhundertwende entstand mit dem Bau der Ringstraße Wiens größte Prachtstraße die bis heute, über ihre Funktion hinaus ein bedeutendes touristisches Ziel darstellt. Mit dem rasanten Bevölkerungswachstum um die Jahrhundertwende war der Bau der Stadtbahn, die eine Verbindung der Vorstädte ermöglichte, ein entscheidender Schritt für den öffentlichen Verkehr und die Expansion der Stadt. Heute ist sie Teil des modernen U-Bahn Netzes und die Stadtbahnbögen sind bekannt für ein reges Nachtleben.
Zum Schutz vor Hochwasser wurde der Lauf der Donau zwei Mal aufwändig reguliert und somit auch das Ufer nutzbar gemacht. Mit dem Bau der Donauinsel entstand das größte Erholungsgebiet Wiens.
Der Donaukanal wurde bereits im 12. Jahrhundert als künstlicher Arm der Donau angelegt. Ursprünglich als Schifffahrtsweg genutzt, hatte der Kanal in der Geschichte Wiens eine wichtige Rolle für Handel und Verkehr. Die Verbindung von der Donau zum Stadtzentrum ermöglichte den Transport von Gütern und trug zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt bei.
Seit dem späteren 19. Jahrhundert wurde der Kanal bereits zur Erholung genutzt und eigens für Badezwecke entwickelte Boote ermöglichten ein uneinsichtiges Schwimmen im Kanal. Aufgrund der schlechter werdenden Wasserqualität verschwanden die Boote nach dem Zweiten Weltkrieg und der zunehmende Individualverkehr entlang des Kanals erschwerte seine Einbindung in das Stadtleben. Verschiedene Konzepte versuchen seither den Donaukanal als Erholungsraum in der Stadt zu stärken. Studien wie die Donaukanal Partitur oder aktivistische Gruppen wie der Schwimmverein Donaukanal zeigen die Wichtigkeit des Erhalts des Donaukanals als Freiraum für die städtische Bevölkerung auf.
Methoden:
ANALYSEPHASE
In den ersten Wochen werden wichtige, bauliche Infrastrukturen Wiens untersucht. Sie werden zum einen im Kontext der Stadtgeschichte analysiert, als technische Bauwerke verstanden und als Lebensraum mittels Fotodokumentation und Kartenanalysen (Mappings) sowie empirischer Feldforschung erkundet. Die Ergebnisse werden in einem Workshop zusammengetragen und visuell als Grundlagen für den Entwurf aufbereitet.
PROJEKTPHASE
Ausgehend von dieser umfangreichen Bestandsanalyse werden die Projekte entwickelt. Neben zeichnerischer Erarbeitung des Projekts liegt ein besonderer Fokus auf der räumlichen Entwicklung am Modell. Weiters soll durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Maßstäben, von der Stadtmorphologie, über die Komposition konkreter Baukörper, bis hin zur Materialisierung und Konstruktionsentwicklung im Detail, die Architektur als vielschichtige Disziplin in allen Dimensionen verstanden und eingesetzt werden.
INTEGRATIVES ENTWERFEN
Als Integratives Entwerfen basiert die Lehrveranstaltung auf der Auseinandersetzung mit der Architektur als zugleich räumlichem, sozialem, konstruktivem und bauphysikalisch-ökologischem Phänomen. Dabei soll als Hauptaugenmerk der Entwurf auch in Beziehung mit dem ihn umgebenden Freiraum und der bestehenden Landschaft betrachtet werden. Weiters soll der Entwurf in allen Massstäben ausformuliert werden.
Vortragende:
Wilfried Kuehn
Eldar Hajderavić
Lisi Zeininger
Peter Bauer
Weitere Informationen:
Einführung: Do, 06. März 2025, 14:00 – 16:00 Uhr, im Projektraum STB 5/260, Hauptgebäude, Stiege 7, TU Wien
Betreuungstermine jeweils Donnerstags von 14:00 bis 19:00 Uhr.