Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Großes Entwerfen Wohnliteraturhaus

 

Ein Jahrhundert nach der Siedlerbewegung und dem Aufkommen der ersten Gemeindebauten in Wien ist der Begriff des Gemeinschaftlichen im städtischen Kontext facettenreicher denn je. Auf der Suche nach neuen Alternativen zum kapitalistischen Lösungsansatz des Wohneigentums und der strikten Abgrenzung zwischen Privatem und Öffentlichem wird der Begriff des Commonings, des gemeinschaftlichen, selbstorganisierten Produzierens und Nutzens vielschichtig diskutiert.
Dabei spielt im architektonischen Diskurs ein Neudenken sozial-räumlicher Aspekte des Zusammenlebens eine wichtige Rolle. Einerseits im privaten Wohnraum, der trotz intensiver kritischer Betrachtung immer noch zu oft im Standardmodell der klassischen Wohnung für eine Kernfamilie angelegt und als für eine Person – oft die Hausfrau – organisierter Haushalt der Reproduktionsarbeit gedacht wird. Andererseits im Verständnis einer städtisch-öffentlichen Typologie – des Literaturhauses – und seiner strikt gezogenen Trennung zum Individuell-privaten. Eine Neubetrachtung der Programmierung und des Verhältnisses dieser Grenzen ist zentraler Teil der Entwurfsaufgabe.

Programmschwerpunkt der Entwurfsaufgabe ist ein Wohnliteraturhaus im 10.Wiener Bezirk. Mit einem Funktionskomposit aus öffentlichem Bereich, gemeinschaftlichem Wohnen sowie städtischem Freiraum werden die Begrifflichkeiten öffentlichen und privaten Raums herausgefordert. Neuartige Herangehensweisen in der Nutzungsüberlagerung und in der räumlichen Organisation des nachbarschaftlichen Miteinanders werden dabei entwurflich erforscht: Die Anordnung eines offen zugänglichen Bibliotheks-, Lese- und Bildungsbereichs bildet die Verknüpfungsstelle und ist mit der Wohnfunktion in Einklang zu bringen, um in der bestehenden städtischen Morphologie der Fabrik- und Gewerbebauten eine neue Raum- und Baukomposition zu schaffen. Als Ergebnis entsteht ein zukunftsweisender Architekturentwurf für die Eckbebauung Siccardsburggasse-Buchengasse, der als Altneubau den bestehenden Kontext valorisiert.

 

Methoden

Auf Grundlage von zeitgenössischen Texten feministischer Theorien sollen zunächst Positionen in Form von Gruppenreferaten erarbeitet und als Basis für die räumliche Entwicklung der Projekte auf dem Bauplatz verwendet werden. Dafür werden feministische Texte unter anderen von Autorinnen wie Elke Krasny, Silvia Federici oder Kim Trogal zum Thema Raum, Familie und Gemeinschaft gelesen und diskutiert.

Ziel ist es, für den Bauplatz eine städtebauliche Lösung zu entwickeln, die die Interessen unterschiedlicher AkteurInnen und NutzerInnen vor Ort in Einklang bringt. Diese werden in architektonische Räume umgesetzt.

Teams von zwei Personen wählen in weiterer Folge einen Schwerpunkt und bearbeiten diesen als Projekt vertiefend weiter. Die Ergebnisse sollen als Komposition am Bauplatz in allen Maßstäben umgesetzt werden, dabei sollen auch die Schnittstellen kritisch betrachtet werden.

 

Vortragende

Wilfried Kuehn
Eldar Hajdarević
Julia Nuler

 

Weitere Informationen

Kick-off: Do, 02. März 2023 im Seminarraum CA0322, 10.00 – 13.00 Uhr
Wöchentliche Betreuung: Donnerstags jeweils von 9.00 – 16.00 Uhr

 

TISS
Dropbox