Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Entwerfen Thresholds of Social Infrastracture – Reimagining Community Spaces

 

In diesem Semester wollen wir uns vielschichtig mit Themen der feministischen Raumpraxis beschäftigen. Einerseits fokussieren wir auf Architekturpositionen, die in einem traditionellen Kanon oft unbeachtet bleiben, andererseits nutzen wir Potentiale aus aktueller feministischer Literatur, um Möglichkeiten zu nutzen, neue Strategien für den Raumentwurf zu entwickeln.

(…) open space is rarely used in the newly built estates. Investors and architects either underestimate the importance of these spaces for a functioning housing estate, or (…) out of habit, focus their attention only on the buildings themselves’.  – Halina Skibniewska (1979)

Dieses Zitat ist einem Text der polnischen Architektin Halina Skibniewska entnommen, den sie 1979 im Buch „Tereny otwarte“ zu offenen Freiräumen in Wohnsiedlungen veröffentlicht. Durch die Notwendigkeit, nach dem zweiten Weltkrieg schnell günstigen Wohnraum zu erbauen, werden im Polen der Nachkriegszeit Strategien entwickelt effizient günstigen Wohnraum zu errichten und dabei eine Vielzahl an Wohnsiedlungen erbaut. Zeit, die Räume zwischen den Bauten zu betrachten, bleibt dabei nicht immer ausreichend, was dazu führt, dass viele Projekte zu „Architektur ohne Städtebau oder Städtebau ohne Architektur“ (Bielecki 1977) werden. Dem „oft unbeachtet bleibenden“ Raum zwischen den Gebäuden wollen wir uns dieses Semester besonders widmen. Einerseits kann dieser Raum als „Verlängerung des Wohnraumes“ (Skibniewska 1974) gesehen werden, andererseits erforschen wir Potenziale, die als soziale Infrastruktur genutzt werden können.

Ausgehend von Halina Skibniewskas Überlegungen zum sozialen Wohnbau wollen wir uns, unterstützt durch aktuelle feministische Literatur, in diesem Semester mit Räumen an der Schwelle zwischen gebautem Raum, Innenraum und öffentlichem Raum beschäftigen. Im Zentrum steht die Verantwortung für diese Räume, die sich an der Schnittstelle zwischen Privatheit und Öffentlichkeit befinden. Dabei untersuchen wir die Bedeutung dieser Räume für Fragen der sozialen Reproduktion und suchen nach ihren Potentialen für eine funktionierende Gemeinschaft. Zunächst überlegen wir, was Räume der sozialen Infrastruktur sein können. Vielleicht sind es Spielplätze, vielleicht Waschräume, vielleicht ein Gemeinschaftsgarten oder etwas anderes?

Ziel ist es, durch die Auseinandersetzung mit aktuellen historischen und zeitgenössischen Architekturbeispielen und aktuellen feministischen Theorien Entwurfsstrategien zu entwickeln, die uns neue Werkzeuge für eine feministische Architekturpraxis bieten. Gleichzeitig werden wir uns mit der Frage beschäftigen, inwiefern Architektur selbst als eine Form von Sorgearbeit verstanden werden kann.

 

Methoden:

“The Master’s Tools Will Never Dismantle the Master’s House.” (Audre Lorde 1984)

Durch die Beschäftigung mit feministischen Perspektiven sollen neue Werkzeuge entwickelt werden, die Alternativen zu den tradierten Methoden des Kanons bieten.

Grundlagentexte feministischer Theoretiker:innen wie Elke Krasny, Tithi Batthacharyia oder Doina Petrescu bilden die Basis für die räumliche Recherche. Dafür werden historische und zeitgenössische Texte gelesen. Die Studierenden des Entwerfens entwickeln konzeptionelle Ansätze für ihre Entwurfsaufgabe. Ziel ist es, Konzepte der sozialen Reproduktionstheorie mit architektonischen Entwurfsmethoden zu verknüpfen um Strategien für die Entwicklung von Habitaten zu entwickeln, die über die uns vertrauten traditionellen Räume hinausgehen.

In Teams wird anhand der gelesenen theoretischen Texte ein Schwerpunkt herausgearbeitet und im Projekt vertieft.

Die Veranstaltung ist in deutscher Sprache vorgesehen, bei Bedarf kann auch in Englisch kommuniziert werden. Grundlagentexte werden z.T. in englischer Sprache zur Verfügung gestellt, und auch Vorträge sind teilweise auf Englisch.

 

Vortragende:

Julia Nuler

 

Weitere Informationen:


Einführung:
 Do, 6.03.2025, 14:00 – 16:00, in Raumlabor, Hof 1, TU Wien


Besprechungen jeweils Donnerstags 09:30 – 16:00, in Projektraum 1, Matielligasse 2-4.

 

TISS
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