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RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Design Studio Wiener Räume: Stadtmuseum am Heumarkt

 

Wiener Räume
Stadtmuseum am Heumarkt

Das Heumarktareal liegt im 3. Wiener Gemeindebezirk und beinhaltet das Hotel InterContinental Wien, den Wiener Eislaufverein, das Konzerthaus und das Akademietheater. Das Areal wird von vier Straßenzügen begrenzt: Johannesgasse, Am Heumarkt, Lothringerstraße und Lisztstraße. Am Beispiel der Entwicklung dieses Stadtfragments werden viele Schichten und Geschichten aufgezeigt, anhand einzelner Gebäude und als Gesamtkomplex, als Produkt von Prozessen, als soziale, politische und wirtschaftliche Vorgänge – als kollektives Artefakt.

Die Entwicklung des Areals beginnt mit dem Ringstraßenbau ab 1859 und gewinnt im späten 19. Jahrhundert Form und Kontur durch die Regulierung des Wienflusses, die zeitgleich mit dem Bau der Stadtbahn stattfand. Aus dieser Zeit stammen Bauten wie der vorherige Bau für den Wiener Eislaufverein von Ludwig Baumann, das Wienflussportal von Ohmann und Hackhofer und später Konzerthaus und Akademietheater von Fellner und Hellmer mit Baumann. Diese Bauten folgten genau definierten Regelwerken, die eine räumliche und baustrukturelle Kontinuität im Stadtraum geschaffen haben, obwohl sie sehr unterschiedlich in ihrem jeweiligen architektonischen Ausdruck sind: Sie schrieben vorhandene räumliche Strukturen in Großformen und in feineren Differenzierungen ihrer Volumetrie weiter.

Nach dem zweiten Weltkrieg veränderten sich die stadträumlichen Verhältnisse am Heumarkt erneut: Mit Hilfe des Marshallplans wurde das amerikanische Hotel InterContinental gebaut. Selbstbewusst bricht die architektonische Großform mit historischen Gegebenheiten, bildet einen formalen Kontrast zur Umgebung und präsentiert sich als Zeichen des US-Führungsanspruchs im Nachkriegseuropa. Etwa ein Drittel des Wiener Eislaufvereins wurde für den Bau abgetreten. Im Gegenzug erhielt der Wiener Eislaufverein finanzielle Mittel und modernisierte Bauten. Das entstandene Bauensemble Hotel und Eislaufverein folgt der internationalen Moderne und ist aus historischer Sicht heute ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument.

Seit dem Verkauf des Areals an einen Privatinvestor 2012 laufen Diskussionen über eine umstrittene Planung für die Neugestaltung des Areals, die den Zubau eines Turms sowie Abriss und Neubau des Hotels und der angrenzenden Eislaufanlage einschließt. Vor allem der Bau eines höheren Turms an dieser Stelle löste eine intensive kulturpolitische Diskussion aus. Von Bedeutung ist der sogenannte „Canalettoblick“, der auf ein Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, zurückgeht.
Das Gemälde aus dem Jahr 1761 zeigt Blickachsen und stadträumliche Beziehungen: ein Idealbild mit politischer Symbolkraft, das bis in die heutige Zeit Bedeutung hat und bei Planungsfragen als Referenz dient. Inwieweit ist diese Stadtdarstellung Ausdruck einer vergangenen politischen und gesellschaftlichen Ordnung, die der heutigen Realität nicht mehr entspricht? Welche Relevanz hat sie heute im Spannungsfeld zwischen Veränderungsprozessen in der Stadt und der Notwendigkeit der Konservierung im Sinne des Weltkulturerbes? Verwandelt sich das Stadtbild spezifisch über dieses Bild/diesen Blick zum Exponat?

Das Heumarktareal als Bauplatz setzt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort voraus.
Wo und in welcher Form kann am Areal weitergebaut werden? Welche Architektur sollte dieser Ort heute im Verhältnis zum Bestand erhalten? Wie beeinflusst die Geschichte die Weiterentwicklung des Areals weiter? Wie lassen sich stadträumliche Strukturen weiterdenken oder neu definieren?

Das Stadtmuseum am Heumarkt ist ein Ort der Auseinandersetzung mit dem Thema der Stadt und ihrer Transformationsprozesse im 21. Jahrhundert im Spannungsfeld zwischen Stadtplanung, Architektur, Stadtraum und Stadtbild. Ausstellungen, Vorträge und eine mediale Sammlung lenken den Fokus auf die Stadt, machen sie zu einem Gegenstand der Reflexion, Erforschung und Darstellung und bauen zugleich einen Dialog mit dem Publikum auf.

 

Methoden

Theoretische Grundlagen, die Analyse von typologischen Referenzen und Volumenstudien bilden den Einstieg in die Entwurfsarbeit. Im Laufe des Semesters sollen lediglich räumliche Handskizzen die Entwurfsarbeit an den physischen Arbeitsmodellen ergänzen, mit deren Hilfe architektonische Fragestellungen untersucht werden. Erst am Ende des Semesters werden die Projekte durch digitale Zeichnungen, ähnlich einer Bestandsaufnahme des Entwurfs aufgearbeitet. Regelmäßige Aufgabenstellungen sollen die Entwicklung der Projekte während des Semesters voranbringen und so einen verstärkten Fokus auf den Entwurfsprozess legen, untermauert von theoretischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen relevanten Themen. Die Ergebnisse der Zweiergruppen werden in regelmäßigen Abständen von den Studierenden untereinander und mit externen Gästen kritisch hinterfragt und diskutiert.

 

Vortragende

Wilfried Kuehn
Basma Abu-Naim
Brendon Carlin
Andreas Nierhaus

 

Weitere Informationen

Einführung: Do, 06. Oktober 2022, 13.00 Uhr, Raumlabor

 

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