Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Design Studio Umbau / Verschiebung: Venedig und die Biennale

 

Die diesjährige Ausgabe der Biennale von Venedig, laut Eigendefinition die “wichtigste Architekturschau der Welt”, trägt den Titel: „A Laboratory of the Future.“ Kuratorin Lesley Lokko bezieht sich dabei auch auf die Biennale selbst: “La Biennale di Venezia itself is also a kind of laboratory of the future, a time and space in wich speculations about the discipline´s relevance to this world – and the world to come – take place”.
Vittorio Gregotti hatte der ersten Architekturausstellung im Kontext der Biennale 1975 zur Vorgabe gemacht, keine Nabelschau internationaler Architekt*innen zu sein, sondern eine aktive Auseinandersetzung mit den Problemen der Stadt. Von diesem Anspruch ist nahezu nichts geblieben. Die Biennale ist für die Altstadt hauptsächlich eines ihrer wichtigsten Wirtschaftsunternehmen, das sich räumlich sowohl abgrenzt wie ausdehnt und sich inhaltlich von ihr abgewendet hat. Dabei böten gerade die vielen direkt und indirekt mit den jährlichen Großausstellungen verbunden Aktivitäten die Möglichkeit, die Biennale zu einem Beitrag für ein lebendiges Stadtleben in Venedig zu machen. Die meist noch im Ausland erledigte Planungs- und Herstellungsarbeit der Ausstellungsbeiträge, sowie die sich oft über Wochen oder Monate ziehenden Aufenthalte der für sie aus der ganzen Welt anreisenden Mitarbeiter*innen könnten den zunehmenden Leerstand, den die sich entvölkernde Stadt aufweist, nutzen.
Denn der begrenzte Boden der Altstadt Venedigs unterliegt einem massiven ökonomischen Entwicklungsdruck. Raum ist sowohl knapp als auch in Fülle vorhanden. Knapp im Sinne der Leistbarkeit, in Fülle vorhanden in Form von baufälligem und renovierungsbedürftigem Leerstand. Eben diese Paradoxie nutzt die Biennale für ihre räumliche Ausdehnung und befeuert dadurch bereits existierende Spekulationsprozesse, die zahlreiche Immobilien einem leistbaren Mietsegment entziehen.
Ziel des Entwerfens unter Einbeziehung lokaler Initiativen soll es sein, einen ersten Baustein eines möglichen Gegenmodells zu entwickeln. Zu entwerfen ist der Umbau eines leerstehenden Gebäudes, das die lokale Bevölkerung und die Biennale sich teilen. Es soll Unterkünfte und Arbeitsräume für die Ausstellungsteams nationaler Pavillons und gleichzeitig leistbare Flächen sowie Infrastruktur für die lokale Bevölkerung bereitstellen.Eine „geteilte“ Architektur. Ziel ist ein permanenter, über das Bauen von Architektur hinausgehender Prozess zur inhaltlichen und räumlichen Verschränkung des Biennalebetriebs mit den sozialen und ökonomischen Realitäten der Stadt. Eine Architektur, die Differenzen nicht nur zulässt, sondern sie sich einen Raum teilen läßt. Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass gebaute Architektur kein Behälter, nicht Bühne des Zusammenlebens ist, sondern konkreter Eingriff in soziale Beziehungen ist.

 

Methoden

Im Kurs soll vermittelt werden, dass Architektur stets mit einem Umbau, also einer Verschiebung gesellschaftlicher Verhältnisse verbunden ist, die es deshalb theoretisch und sozialräumlich zu erfassen gilt.
Über die volle Laufzeit des Entwerfens stehen daher die Auseinandersetzung mit theoretischen Texten und das parallele Verfassen eigener Texte, die Anfertigung von Skizzen und Zeichnungen sowie das Bauen physischer Modelle als wichtigste Instrumente zum Denken und Erarbeiten von Architektur im Zentrum. Begleitende Aufgabenstellungen, Input-Vorträge zu Beginn der Übungen sowie Workshops und eine Exkursion nach Venedig mit Besuch der Biennale dienen dabei der inhaltlichen Vertiefung, der gemeinsamen Diskussion und der konzeptionellen Schärfung der einzelnen Projekte.

 

Vortragende

Harald Trapp
Gerhard Flora

 

Weitere Informationen

Kick-Off: Di, 10. Oktober 2023 um 13.00 Uhr, Projektraum 13

Besprechungen jeweils Dienstags zwischen 13.00 und 18.30 Uhr an der TU Wien.
Den Termin 17. – 20. Oktober 2023 bitte für eine Exkursion nach Venedig einzuplanen. Anreise und Unterkunft sind selbständig zu organisieren!

Vorraussichtliches Programm:
18. Oktober 2023
 Besichtigung der Biennale in den Giardini und im Arsenale (ganztägig)
19. Oktober 2023
 Vormittag: Stadtspaziergang durch den Stadtteil Castello mit lokalen Initiativen.
Verhältnis Biennale / Stadt
19. Oktober 2023
 Nachmittag: Bauplatzbegehung
20. Oktober 2023 
Vormittag: Recherche zur Morphologie Venedig
20. Oktober 2023 Nachmittag: Abreise

 

TISS
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