Kunstraum Superstadt
In der Entwicklung vom Infrastrukturknoten zu einem Ort neuer Urbanität ist der Flughafen Wien heute dabei, sich programmatisch zu differenzieren. Nach Hotels, Büro- und Kongressflächen sowie zuletzt einem Gesundheitszentrum rücken im Bauprogramm der Flughafen-Landside als nächstes kulturelle Fragen in das Blickfeld. Wie können öffentliche Räume entstehen, die durch kulturelle Nutzungen geprägt werden und dadurch Urbanität erzeugen?
Prototyp dieser Entwicklung ist der Kunstraum Superstadt. Als Brücke zwischen den Terminals und der Bürostadt stellt der Kunstraum einen Raum her, der Aufenthalt und Versammlung jenseits des Flughafen-typischen Wartens provoziert und gewährt. Ausgehend von Beispielen der österreichischen Architektur seit dem Beginn der Moderne stellen wir uns der Frage, wie ein zeitgenössischer Ausstellungsraum in der Airport City beschaffen sein muss.
Der Raum ist zugleich ein Ort der Begegnung und der interdisziplinären Auseinandersetzung.
Ausstellungsräume sind Orte des Diskurses und der Vermittlung. Ausstellungen haben die Aufgabe, ein öffentliches Forum relevanter Themen zu sein und ihre Besucher mit Narrativen in Beziehung dazu zu bringen, die diese verarbeiten und zeigen. In Museen und Archiven hingegen steht das Sammeln, Bewahren und Beforschen von Artefakten im Vordergrund. Ein Ausstellungsraum am Flughafen ist kein Museum, aber er kann mit den Sammlungen und Archiven der Wiener Museumslandschaft bedeutsame Beziehungen herstellen. Dafür stellt er das Thema des Ausstellens als raum-zeitliches Ereignis in den Mittelpunkt seiner Identität.
Ausgehend von einer spezifisch-österreichischen Genealogie der Ausstellung als Ereignis seit der frühen Moderne wird die Ausstellung nicht allein als Display, sondern zugleich als Exponat zum Thema: Friedrich Kiesler entwickelt 1925 für die Österreichische Theatersektion der Pariser ‚Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes‘ ein Ausstellungssystem aus seinem Leger- und Trägersystem, das als ‚Raumstadt‘ zugleich Ausdruck eines idealen Stadtmodells ist. Walter Pichler und Hans Hollein, Haus Rucker Co. und andere aktualisieren die Idee der Idealstadt als Ausstellung in den 1960er Jahren.
Superstadt
Die Airport City Vienna ist heute eine attraktive Bürostadt am Flughafen Schwechat mit dem Anspruch einer autonomen Stadt. Die Airport City liegt im Zentrum des dynamischen Wirtschaftsstandorts Vienna International Airport. Dieser ist eng mit dem Flughafen sowie den zukünftigen Hochgeschwindigkeitsnetzen von Schiene und Straße verknüpft. Der Infrastrukturknoten, die unmittelbare Nähe zur Donau und die Anbindung an die neue Seidenstraße bilden die Rahmenbedingungen für diesen Standort.
Das Forschungsprojekt Superstadt wurde in der Zukunft, im Jahr 2068 angesiedelt.
Die Superstadt verdichtet sich auf dem Gebiet der Airport City Vienna auf einer Fläche mit einem Durchmesser von 400m. Hier werden 100.000 Menschen leben und arbeiten. Die Superstadt ist ein Ort extremer Dichte, die neue Formen des Zusammenlebens provoziert. Architektur wird dabei zum entscheidenden Medium. Durch sie wird die Stadtinsel von ihrer monofunktionalen Herkunft befreit, um ein Ort kultureller Dichte und Vielfalt, ein Zentrum von Leben und Arbeiten, Wissenschaft und Kunst zu werden. Die Landschaft der Umgebung trennt die Superstadt vom historischen Wien und wirkt als landschaftlicher Komplementärraum der hochverdichteten Stadtinsel.
Exponat und Display
Architektur kann ausgestellt werden und sie kann selbst etwas ausstellen. Der Unterschied zwischen ihrer Funktion als Exponat und ihrer Funktion als Display kommt in dieser Doppelrolle zum Ausdruck. In einer Sammlungspräsentation (wie zum Beispiel im Architekturzentrum Wien) können diese beiden Funktionen eine Beziehung eingehen: ein heutiges Raum-Display wird für das Zeigen historischer Architekturen produziert. Im Kunstraum Superstadt werden im Gegensatz dazu keine historischen Exponate gezeigt. Hier geht es nicht darum, Archive und Sammlungen auszustellen und ein spezifisches Display dafür zu entwickeln. Im Kunstraum Superstadt ist es im Gegenteil die Aufgabe, einen Ausstellungsraum zu entwerfen, der vom spezifischen Kontext der Airport City ausgeht und das Thema des Ausstellens an diesem Ort thematisiert.
Bei der Lehrveranstaltung Integrativer Entwurf werden die Lehrinhalte des Bachelorstudiums und die in den Studios erworbenen Kompetenzen zu komplexen architektonischen Aufgabenstellungen verbunden. Vermittelt wird die Fähigkeit, Architektur als Prozess zu begreifen, bei dem Voraussetzungen und Ziele einer Entwurfsaufgabe städtebaulich und architektonisch bearbeitet werden. Ein Entwurf wird auf der Grundlage sozialer, räumlicher, konstruktiver und technischer Anforderungen entwickelt. Auf der Basis eines schlüssigen Konzeptes erfolgt die Durcharbeitung des Entwurfes in Form von Entwurfs- und Detailplänen und die Darstellung des Entwurfes in Form von Plänen und Modellen.
Methoden
Ausgehend von der Analyse ausgewählter Beispiele von Ausstellungsräumen und Raumkonzepten entwickeln Sie ein Konzept für Raummodelle des Ausstellens.
Im Team entwickeln Sie ein städtebauliches Konzept, das eine räumliche Verbindung zwischen der Stadt und den Terminals herstellt.
In Einzelarbeit definieren Sie einen Ausstellungs- und Kulturraum.
Einen ausgewählten Raumbereich erarbeiten Sie bis zum Detail anhand von analogen Modellen und Zeichnungen.
Die Entwurfsarbeit ist in Abschnitte gegliedert und durchläuft alle Maßstäbe.
Das Projekt wird anhand physischer Modelle entwickelt.
Begleitend werden Sie in der Lehrveranstaltung Grafik Design bei Darstellungen und Layouts unterstützt.
Weitere Informationen
Einführung: Fr. 4.10.2019, 9.00h Raumlabor
Workshop: Mo. 14.-18.10.2019, 10-17.00h Gr. Prechtlsaal
Symposium Kunstraum Superstadt: Mi. 16.10.2019, 10-20.00h Gr. Prechtlsaal
Konzeptpräsentation: Mi. 13.11.2019, 9.00h Sem4
Entwurfspräsentation: Mi. 11.12. 2019, 9.00h Gr. Prechtlsaal
Letzte Präsentation: Mi. 22.1. 2019, 9.00h Sem4
Abgabe Entwerfen: Mi. 29.1. 2019, 9.00h, Raumlabor
Ausstellung und Präsentation: Mi. 11.3. 2019, 17.00h