Der Stille Raum geben
Der portugiesische Architekt Aires Mateus ist überzeugt, dass Architektur eine Reaktion auf die Zeit in der wir leben ist, auch ein Spiegel dieser Zeit und dass die gegenwärtige Umbruchphase die Architektur dazu zwingen wird dem privaten Raum mehr Bedeutung zu geben – den Räumen unserer persönlichen Freiheit.
Nachweislich ist jede fünfte Person an ihrem Wohnort von schädlichem Straßenlärm betroffen. In Wien hat im öffentlichen Raum die akustische Intensität, einem internationalen Trend zur Eventisierung folgend, in den letzten Jahren stetig zugenommen und führt nach der Soziologin und Kulturkritikerin Anette Baldauf zu einer weitreichenden Transformation. Das Städtische wird auf hyperbolische Weise aufgeblasen, Inszenierungen der Superlative, sie führen zu einer Stadt die lauter, größer und mehr sein möchte. Es kommt zu einer völligen Neuordnung der akustischen Umgebung und führt dazu, dass unser Alltag akustisch neu strukturiert wird – eine Herausforderung, oft auch eine Überforderung, für unsere Ohren.
Erste Ansätze zur Trendumkehr beginnen bereits leise auf die essentielle Notwendigkeit der Verankerung von Ruhe im Klangbild der Stadt hinzuweisen. Sie bauen auf einer Idee des deutschen Arztes Robert Sommer auf, der bereits 1911 in Dresden als Reaktion auf die aufstrebende Industrialisierung eine Ruhehalle errichten ließ, eine Gelegenheit zu kurz dauerndem Ausruhen und zur Erholung der Nervenkraft.
Ziel der Entwurfsaufgabe ist es, einen Ort der Stille zu entwickeln der Geborgenheit und Rückzug ermöglicht, auffordert den Klang der Stille zu erforschen und Räume zu schaffen, welche die Intensität und die Dichte des Raumes erlebbar machen. Nach Juhani Pallasmaa ist die stärkste Hörerfahrung zu der uns Architektur verhelfen kann die Stille. „Eine Architektur der Stille zu schaffen, die die Menschen entführt in einen Diskurs mit dem Raum und mit sich selbst. Für eine begrenzte Zeit, der als Zuflucht vor dem Alltag dient und eine Auszeit gewährt.“ Gesucht werden unterschiedliche Nutzungsszenarien bei gleichzeitig hohem Anspruch an die gestalterische Qualität. Eine Architektur ohne jede kommerzielle Nutzung in denen Menschen sie selbst sein können.
Methoden
Aufbauend auf den Analysen zum Thema und des geplanten Ortes in Wien, werden Konzepte zu den Themen „Architektur der Stille“ und „Auszeit“ entwickelt. Diese werden durch präzise räumliche Verfeinerungen unterstützend für den Entwurf weiterentwickelt. Workshops, eine Exkursion und Vorträge werden den Entwurfsprozess begleiten.
Vortragende
Franz Karner
Weitere Informationen
Einführungstermin: 04. März 2021, 10.00 Uhr, via Zoom
Weitere Termine sind dem TISS zu entnehmen.
TISS
Dropbox