Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Design Studio (Ba.) Raum.Drosendorf. Orte der Begegnung

 

Abseits der gängigen Einrichtungen und Institutionen will das Projekt „Raum.Drosendorf“ einen integrativen Ort der Begegnung und des Austausches schaffen, der die Beziehung zwischen Stadt und Land, zwischen Gast und Bewohner_innen und zwischen Lehrenden und Studierenden intensiviert und stärkt. Raum.Drosendorf ist Ort der Forschung, der Bühne, der Ausstellung, Ort des Rückzugs und ein Ort zum Feiern. Raum.Drosendorf entwickelt Orte und Räume, die potentielle Möglichkeiten des Austausches und der Kommunikation unterstützen.

Forschungsschwerpunkte im Bereich Architektur und Raumplanung werden hier erarbeitet, präsentiert und zur Diskussion gestellt. Es ist ein Ort des Studiums, aber auch ein Treffpunkt und Ausgangsort für die Erkundung des Waldviertels und des angrenzenden Tschechiens. Der gesellschaftspolitische Diskurs, ein stetiger Dialog und ein Miteinander sollen in dieser besonderen Umgebung gepflegt werden. Der Austausch und das Miteinander von Bewohner_innen und Gästen soll gestärkt und neue Impulse entwickelt werden. Daraus entwickelt sich die Fragestellung, wie Architektur diesen Austausch unterstützen kann.

Die Qualitäten des Ortes mit seiner besonderen Lage an der Grenze, die historische Stadt- und Wehranlage, Naturlandschaften und das soziale Gefüge aus Ansässigen und Gästen, die Digitalisierung und die Entwicklung der Region bieten den Nährboden für die Zukunft. Neugierde und Ablehnung halten sich die Waage.
Rituale, Traditionen und Bräuche vereinfachen komplexe soziale Situationen und greifen auf Handlungsabläufe und Symbole zurück, sie vermitteln Halt und Orientierung. Rituale erleichtern den Umgang mit der Gesellschaft und vereinfachen die Kommunikation. Sie wirken gemeinschaftsstiftend, binden Gruppen zusammen und fördern die Verständigung. Sie haben kulturellen Wert und werden als Kulturgut bewahrt. Dazu zählen Bräuche, darstellende und bildende Künste und gesellschaftliche Feste. Sie fördern den Gruppenzusammenhalt und dienen der intersubjektiven Verständigung. Rituale verändern sich ständig und treten in veränderter Gestalt in unseren Alltag. Vielfach finden wir heute Rituale bei Festen im Sport, in der Jugendkultur und bei kulturellen Bräuchen.
Pausen- oder Sportaktivitäten, zyklische Rituale, die dem Kalender folgen (Geburtstagsfeiern, Sonnwendfeier, Gedenktage, Feste u.a.) und Schwellenrituale wie Taufen, Hochzeiten, Initiationsrituale, Geburten oder Leichenschmaus strukturieren den Alltag und definieren Wendepunkte im Leben. Themenspezifische Ereignisse wie Workshops, Symposien, Firmenfeiern, Seminare, Ausstellungen und kulinarische Feste bereichern unser alltägliches Leben.
Orte und Räume sind eng mit diesen Aktivitäten verbunden und müssen in der Lage sein, einen gebührenden Rahmen zu bilden. Die Kraft des Ortes mit seiner Stadtanlage, den Terrassen und den Naturräumen an der Thaya bildet die Basis für rituelle Handlungen, die gemeinschaftsbildend sind. Räumliche Strukturen sollen den Ort für die Gemeinschaft erschließen und neue Impulse ermöglichen.
Drosendorf ist ein Ort mit außergewöhnlichen Qualitäten, die in engem Bezug zur Landschaft stehen. Das Städtchen mit seiner markanten Lage auf einem Felssporn in einer Thayaschleife und das an der durchgängig erhaltenen Stadtmauer liegende Schloss Drosendorf bilden das räumliche Zentrum dieses Entwerfens. Der Nationalpark Thayatal und Podyjí, die Grenzregion Österreich – Tschechien sowie die einzigartige Kulturlandschaft des Waldviertels bilden die Kulisse des Ortes, der durch seine reiche Geschichte von der Verteidigung gegen das Heer von König Ottokar bis zum Fall des Eisernen Vorhangs und dem neuen gemeinsamen Europa lebt. Die 1,7 km lange Stadtmauer umfasst die Altstadt und bindet die ehemalige Burg, das heutige Schloss Drosendorf, ein. Stadttore und Terrassen begleiten die historische Wehranlage. Das Schloss stammt aus dem 12. Jahrhundert. Über 40 Jahre war es eine Bildungsstätte und ist als Seminar- und Gästehaus erprobt. Seit Mai 2021 wird nach einem neuen Nutzungskonzept gesucht. Das Schloss mit vielfältigen, nutzungsoffenen Räumen sowie der Schlosshof und die umgebenden Grünanlagen und Terrassen bieten die Voraussetzungen, um Neues zu etablieren.

Die landuni, ein Pilotprojekt der Fakultät für Architektur und Raumplanung, hat in Drosendorf einen Standort gefunden, an dem Forscher_innen, Studierende und Lehrende zusammenkommen, um gemeinsam mit Bewohner_innen und Gästen vor Ort Wissen, Leidenschaft und Tun für das Land zu teilen und zu vermehren.

 

Methoden

Ausgehend von einer räumlichen Orts- und Bestandsanalyse sowie der Recherche ausgewählter Beispiele entwickeln Sie ein Konzept für eine Stadt, das vielfältig nutzbare Orte des Austauschs und der Vermittlung vorsieht.

Im Team entwickeln Sie Plangrundlagen und räumliche Analysen, um den Bestand zu erfassen und Grundlagen aufzubereiten. In Gruppen definieren Sie ein ebenso innovatives wie bedarfsgerechtes Raumprogramm, das sich aus dem Raumsituationen vor Ort ableitet.

In Einzelarbeit entwickeln Sie ein Projekt, das die Gemeinschaft fördert, Raum für Neues schafft, und spezielle Anforderungen abdeckt. Ziel ist ein Raumprogramm, das Vermittlung und Präsentation ebenso wie Kommunikation und den gemeinschaftlichen Austausch fördert. Das können beispielsweise Aussichtsplattformen, Picknickplätze mit Kochstationen, Verkaufs- und Verkostungsstände und Trainingsplätze, temporäre Räume für Events (Hochzeiten, Feiern, Präsentationen), oder Tribünen für Veranstaltungen sein. Einen ausgewählten Raumbereich erarbeiten Sie bis zum Detail. Die Entwurfsarbeit ist in Abschnitte gegliedert und durchläuft mehrere Maßstäbe.

Das Projekt wird anhand physischer Modelle entwickelt. Ausgewählte Raumbereiche können vor Ort im Rahmen des Etagenfestes im Juni präsentiert und simuliert werden. Das Entwerfen ist ein Integratives Entwerfen für Bachelor und Master Studierende mit konstruktiver Vertiefung. Dabei entwickeln Sie die statisch relevante Tragstruktur für den eigenen Entwurf. Das können temporäre Überdachungen, Plattformen, Stützmauern, Stege, Brücken oder Treppen sein. Es sollen Tragwerksvarianten entworfen und untersucht werden, wobei Fragen zur Aussteifung, zur Dimensionierung und Montage etc. im Vordergrund stehen.
Zur Vertiefung der Lehrinhalte werden im Rahmen des Entwerfens Übungen im Raumlabor LV253.G73 4ects. und Exkursionen LV253.E82 2ects. angeboten. Dokumentationsarbeiten in Drosendorf sind im Rahmen der LVA 251.883 Kollaboratives Arbeiten mit 2h / 3ECTS Transferable Skills vorgesehen.
Die Arbeit vor Ort ermöglicht die intensive Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten und den Austausch von Bürgern und Gästen. Es intensiviert die Diskussion zwischen Studierenden und Lehrenden und fördert ein Klima des Austausches und Miteinanders der Studierenden.
Wir wollen nicht missionarisch Projekte von außen entwickeln, sondern wir suchen den Austausch und wollen aus den örtlichen Gegebenheiten lernen. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen, das Kennenlernen von unterschiedlichen Sichtweisen und die Vorbereitung auf das zukünftige Berufsfeld sollen Studierenden helfen, Erfahrungen zu sammeln und das Berufsfeld auszuloten.
Der ländliche Raum in der Grenzregion ist aufgrund mangelnder Infrastruktur in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich benachteiligt. Die Digitalisierung und die Suche nach neuen Lebenskonzepten haben die ländliche Region wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt. Räumliche Distanz bedeutet heute nicht mehr Ausschluss und Abgeschiedenheit. Sie ermöglicht vielmehr Konzentration und Selbstverwirklichung zu verbinden.

 

Vortragende

Anton Kottbauer
Vanessa Joan Müller
Kamyar Tavoussi
Günter Pichler

 

Weitere Informationen

Einführung: Do, 02. März 2023 um 10.00 Uhr im Raumlabor, TU Wien, Stg. 3, EG
Besprechungen jeweils Montag und Donnerstag an der TU Wien oder via Zoom.
Fragen an: anton.kottbauer@tuwien.ac.at

Mehr Infos über die landuni in folgendem Dokument zu finden: Landuni Kurzinfo


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