Die Airport City Vienna ist die Stadt im Umfeld des Flughafens Wien, die sich von einem Schwellenraum zu einem neuen städtischen Zentrum transformiert. Ausgehend vom räumlichen Bestand und den Einrichtungen vor Ort werden wir Raumangebote entwickeln, die den öffentlichen Raum fokussieren, die Gemeinschaft fördern und auf die Bedürfnisse der Menschen in der Airport City eingehen, den Grünraum zurück in die Stadt bringen und lebenswerte Räume für eine Auszeit schaffen. Im Zuge des Entwerfens entwickeln und installieren die Studierenden räumliche und architektonische Interventionen auf dem Gelände der Airport City und stellen sie vor Ort zur Diskussion.
Pausenräume
Pausen sind Balsam für Körper und Geist. Sie lassen uns durchatmen und machen uns produktiver und leistungsfähiger. Pausen verschaffen uns eine Auszeit, sie bescheren uns Luft und Platz zwischen den Aktivitäten. Sie öffnen Zwischenräume in unserem Kopf. Pausen haben psychische Effekte, sie erhöhen das Wohlbefinden, die Menschen fühlen sich fitter und im Ganzen gesünder. Nur wer zwischendurch loslassen darf, kann Eindrücke verarbeiten, Zusammenhänge erkennen, das Wesentliche filtern und die richtigen Folgerungen ableiten. In den Pausen können wir das Tempo runterfahren und auf Abwechslung achten: Urlaub, Freizeit, Ferien und Wochenende schaffen große Pausen. Pausen vom Alltag müssen keine großen Ereignisse sein. Komplementäre Tätigkeiten machen Pausen wirkungsvoller. Sitzende Tätigkeiten können wir durch Bewegung ausgleichen, wer viel in Teams arbeitet, sollte eine Pause für den persönlichen Rückzug nutzen, und wer ständig auf den Beinen ist, kann eine Weile zur Ruhe kommen. Bewusstes Atmen, Sinneseindrücke wahrnehmen, Wind und Wetter spüren helfen uns dabei, im Hier und Jetzt zu sein. Pausen aktiv zu gestalten fühlt sich besser an, als etwas passiv zu konsumieren. Bewusstes Nichtstun, Bewegung, frische Luft, Essen und Trinken, Selbstachtung und Selbstfürsorge, Gemeinschaft, künstlerische Aktivitäten wie Musik hören können uns abholen und auf andere Gedanken bringen.
Ort
Die Airport City Vienna liegt im Zentrum des Vienna International Airport und bietet Büroflächen in direkter Nähe des Terminals und des Logistik- und Frachtabfertigungszentrums Cargo Center Vienna sowie der Future Zone Ost & West. Derzeit haben am Flughafen 230 Betriebe mit mehr als 20.000 Mitarbeiter_innen ihren Standort. Ab 2025 werden 1400 Hotelzimmer angeboten. Die Airport City Vienna steht damit an der Schwelle großer Veränderungen. Die Ostregion und die Vienna Airport Region profitieren aufgrund ihrer Standortqualitäten und der ausgezeichneten Infrastruktur. Die Airport City Vienna ist nicht mehr allein Headquarter des Vienna International Airport, sondern hat sich zu einem attraktiven Büro- und Verwaltungsstandort entwickelt. Nicht zuletzt die Pandemie hat uns die Transformation des Arbeitens vor Augen geführt. Homeoffice und Remote Work haben unseren Berufsalltag stark verändert. Der individuelle Arbeitsplatz ist dem Wunsch nach Besprechungsräumen und Begegnungszonen gewichen. Menschen gehen nicht nur ins Büro, um dort zu arbeiten, sondern um Kolleg_innen zu treffen, Kontakte zu knüpfen und den informellen Austausch zu pflegen. Retreats schaffen Freiräume, die Teams unterstützen und Ziele außerhalb der gewohnten Umgebung leichter umsetzen lassen. Der Abstand zum Alltag ist aber auch in der täglichen Arbeitsroutine wichtig. Eine Pause hilft uns Übermüdung zu vermeiden, Kreativität zu erhalten und die Zufriedenheit zu steigern. Im Umfeld des Arbeitsplatzes fällt es jedoch oft schwer, Zeit für Pausen zu finden, Abstand von allzeitiger Verfügbarkeit einzurichten und die ständige Erreichbarkeit gegen Zeiten zu tauschen, die uns frei machen für neue Gedanken, um Ordnung und Klarheit zu finden oder auch ganz einfach kurz abzuschalten. Um Pause zu machen.
Der öffentliche Raum außerhalb des Büros wird zu einem erweiterten Arbeitsplatz, der auch im Alltag eine Auszeit verspricht. Das sind Räume zum Entspannen, zum Plaudern mit Freund_innen, beim gemeinsamen Mittagessen oder bei einer Kaffeepause im Freien. Das kann ein Ort zum Meditieren sein oder ein Platz, der sich für Yoga-Übungen eignet. Oder einfach nur ein Schattenplatz unter einem Baum. Eine Pause gelingt, wenn wir ganz im Hier und Jetzt sind. Bewusstes Atmen, Empfindungen wahrnehmen, bewusst den Bodenkontakt erleben, aktiv den Sinnen nachspüren. Räume können uns dabei intensiv unterstützen. Sie bieten uns Schutz vor zu viel Sonne, vor Wind oder Lärm. Laden uns ein, uns zu setzen, hinzulegen oder uns anzulehnen. Räume bieten uns Ideen, wie wir Orte nutzen können, an die wir nicht gedacht haben oder die wir dort nicht erwarten würden. Sie zeigen Möglichkeitsräume auf, laden uns ein, aktiv zu sein, um anschließend mit klarem Kopf weiterzuarbeiten.
Ziel
Die Anforderungen an Pausenzeiten sind sehr unterschiedlich. Menschen, die Bildschirmarbeit machen, brauchen Kontakt zu anderen und wollen in einer Pause einen Kaffeeplausch machen. Andere, die viel Zeit in Besprechungen verbringen, streben in der Pause nach Rückzug und Besinnung. Menschen, die ihre Arbeit sitzend vollbringen, wollen vielleicht etwas Bewegung bekommen. Abstand vom Büroalltag, Abstand vom Arbeitsplatz, der Gang um den Block, um frische Luft zu tanken, hilft den Menschen Stress abzubauen, Erholungszeiten einzurichten und die Zufriedenheit und letztlich auch Gesundheit zu erhalten. Das kann aber nur gelingen, wenn es auch räumliche Angebote gibt, die einladen, diese Pausen aktiv zu nutzen.
Wir suchen Orte der Regeneration, der Besinnung oder einfach nur Räume und Situationen, die ganz anders sind als alltäglich. Im Arbeitsumfeld haben sich Räume etabliert, die auf besondere Bedürfnisse eingehen. Denken wir an Besprechungsinseln, Telefonnischen, Kaffeeecken. Außerhalb unserer Arbeitsräume kennen wir jedoch nur wenige Räume, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen und mehr können als eine Sitzbank. Aber auch im Außenraum haben wir Bedürfnisse, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Im Schatten lesen, in Ruhe telefonieren, mit Freunden plaudern, nach der Arbeit abhängen, in Abgeschiedenheit meditieren, sich mit jemanden austauschen, die Seele baumeln lassen. Nehmen wir diese Bedürfnisse ernst, leiten sich daraus konkrete Anforderungen an unsere Umwelt ab. Wir wollen uns vor zu viel Sonne und Wind schützen, wir brauchen Schutz vor Regen, wir wollen entspannt sitzen und liegen, ungestört reden können, in Gemeinschaft am Tisch sitzen, dem Plätschern eines Brunnens lauschen oder das Summen der Insekten wahrnehmen können.
Aufgaben könnten ein Pavillon sein, in dem sich ein Kaffeeautomat mit Sitzgelegenheit befindet, ein Genussregal mit Jausentisch oder eine Hängematte mit Sonnendach. Es könnte ein gestalteter Platz sein mit Windschutzwand und Liegen, ein Rückzugsraum mit Meditationsnische, ein Getränkeautomat mit Theke, eine Plauderecke mit Grünraumoase oder ein Gymnastikraum mit Yogamatte sein, um nur ein paar Gedanken zu formulieren.
Der Pausenraum ist ein Knotenpunkt des öffentlichen Lebens und ein öffentlicher Raum, der als Ort der Begegnung dient. Es sollen mehrere Funktionen verortet werden. Die urbane Begegnungszone stellt eine Verbindung zwischen den unterschiedlichen Funktionen her, sie ist ein Ort des Aufenthaltes und der Erholung, die auch Bereiche für Dienstleistungen beherbergt.
Methode
Tarp _ The Airport City Research Projekt wurde 2018 ins Leben gerufen, um den Standort Airport City Vienna zu untersuchen und weiter zu entwickeln. Ausgehend von einer räumlichen Orts- und Bestandsanalyse sowie der Recherche ausgewählter Beispiele entwickeln Sie ein umfassendes Konzept für einen ausgewählten öffentlichen Raum, der über räumliche und landschaftsräumliche Interventionen zu einem attraktiven Pausenraum wird.
Im Team erarbeiten Sie Plangrundlagen und räumliche Analysen, um den Bestand zu erfassen und Grundlagen aufzubereiten. Performative, räumliche und architektonische Interventionen auf dem Gelände der Airport City forcieren die Diskussion vor Ort. Rückwirkend sollen die Erfahrungen und Auswirkungen der Interventionen auf den Raum in die Projekte eingearbeitet und dokumentiert werden.
Individuell definieren Sie ein ebenso innovatives wie bedarfsgerechtes Raumprogramm, das sich aus den Raumsituationen vor Ort und einem zu definierenden Szenario ableitet.
Ziel ist ein Raumprogramm, das Kommunikation und den gemeinschaftlichen Austausch ebenso ermöglicht wie den individuellen Rückzug und die Gestaltung der freien Zeit fördert. Das können beispielsweise Ruheinseln, Bewegungsangebote, Plätze für Sport, temporäre Räume für spezielle Zusammenkünfte oder einfach nur ansprechende beschauliche Orte sein.
Einen ausgewählten Raumbereich erarbeiten Sie bis zum Detail in Bezug auf Konstruktion, Materialität und Atmosphäre. Besondere Aufmerksamkeit legen wir auf Aufenthaltsqualitäten, Details der Gestaltung, den Einsatz von Materialien und den gezielten Einsatz von Tages- und Kunstlicht. Die Entwurfsarbeit ist in Abschnitte gegliedert und durchläuft mehrere Maßstäbe.
Das Projekt wird anhand physischer Modelle entwickelt.
Das Entwerfen ist ein Integratives Entwerfen für Bachelor und Master Studierende mit szenografischer, konstruktiver und landschaftlicher Vertiefung.
Szenario
Aus der Analyse des Bestandes entwickeln Sie ein Szenario für unterschiedliche Benutzer_innen des öffentlichen Raumes und planen Strategien, den öffentlichen Raum als Lebensraum und Ort der Muße zu begreifen.
Konstruktion
Sie entwickeln die statisch relevante Tragstruktur für den Entwurf. Das können Pavillons, temporäre Überdachungen, Plattformen, Stützmauern, Stege, Brücken oder Treppen sein. Es sollen Tragwerksvarianten entworfen und untersucht werden, wobei Fragen zur Aussteifung, zur Dimensionierung und Montage etc. im Vordergrund stehen.
Landschaft
Die Transformation des öffentlichen Raumes geht auch mit der Entwicklung des Grünraumes einher. Wassermanagement, Baumpflanzungen und das Schwammstadt-Prinzip verändern unsere Grünräume, beeinflussen das Mikroklima und erhöhen die Biodiversität. Sie sind integrativer Bestandteil des öffentlichen Raumes. Dort, wo viele Interessen aufeinanderprallen, spielt Verteilungsgerechtigkeit eine wichtige Rolle, denn der öffentliche Raum soll allen offen stehen.
Vortragende
Anton Kottbauer
Vanessa Joan Müller
Norbert Trolf
Boris Salak
Kamyar Tavoussi
Günter Pichler
Weitere Informationen
Präsentation der LVA einsehbar unter:
https://portal.tuwien.tv/View.aspx?id=10783~5g~7ONdMXOMdw
Einführung: Do, 07. März 2024 um 10.00 Uhr mit anschließender Bauplatzbesichtigung ab 13.00 Uhr
Seminarraum AD03 – 1, Hauptgebäude – Stiege 5
Konzeptpräsentation: Do, 11. April 2024, 9.30 Uhr
Entwurfspräsentation: Do, 16. Mai 2024, 9.30 – 18.00 Uhr
Abgabepräsentation & Ausstellung: Do, 27. Juni 2024, 9.30 – 18.30
Zur Vertiefung der Lehrinhalte werden im Rahmen des Entwerfens folgende Lehrveranstaltungen angeboten:
Exkursion Raumgestaltung – LV 253.365 (2ects)
Exkursion Kunst:Raum – LV 253.E82 (2ects)
Übungen im Raumlabor – LV 253.G73 (4ects)