Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

(Un)erwünschte Gedenkorte

Dokumentieren – Interpretieren – Transformieren

Tanja Vučenović

 

 

[De]

Die gezielte Aufmerksamkeit dieser Arbeit konzentriert sich auf zwei unmittelbar benachbarte Ortschaften, die seit jeher durch den Fluss Save und heute zusätzlich durch die kroatisch-bosnische Staatsgrenze voneinander getrennt sind. Zusammen wurden beide Orte im Zweiten Weltkrieg von 1941-1945 zum gemeinsamen Tatort der Verbrechen des faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien: Jasenovac, nördlich des Flusses der Ort des ehemaligen und völlig ausgelöschten Konzentrationslagers, sowie das südlich gelegene Donja Gradina die Hinrichtungsstätte und das Grabfeld zahlreicher Opfer des schrecklichen aber wenig bekannten Vernichtungslagers.

Das einzig publike Aufsehen, das dem ehemaligen Lagerkomplex Präsenz verleiht und an die Gräueltaten erinnert, ist das 1966 in Jasenovac errichtete Denkmal „Steinerne Blume“ von Bogdan Bogdanović. Donja Gradina ist weiterhin ein isolierter Ort für dessen Erhalt als Erinnerungsort die bosnische Regierung nach wie vor kein Konzept hat.

Zu Beginn widmet sich diese Arbeit einer detaillierten Recherche und chronologischen Dokumentation, bei der die Erinnerung an die geschichtlichen und politischen Ereignisse im Raum Südosteuropas mit Schwerpunkt auf den Zweiten Weltkrieg im ehemaligen Jugoslawien im Vordergrund steht. Hierzu werden konkret die historischen Geschehen um den Lagerkomplex ausführlich erläutert, um diesen gefühlsbeladenen Ort begreifbar zu machen. Im zweiten Kapitel erfolgt eine theoretische Auseinandersetzung mit der Erinnerungs- und Gedenkkultur, welche die heutige Polemik in Bezug zur unmittelbaren Nachkriegszeit und zu Jasenovac und Donja Gradina in den Fokus nimmt. Die aus den beiden ersten Kapiteln resultierenden Erkenntnisse werden im abschließenden Teil in einen Entwurf transformiert. Dieser berücksichtigt dabei sowohl die historischen Ereignisse als auch den gegenwärtigen örtlichen Charakter und soll erneut die beiden Erinnerungsorte räumlich miteinander verbinden.

 

[En]

The specific attention of this work is intent to two immediately neighboring places, which are separated by the Sava River and today additionally by the Croatian-Bosnian state border. Both locations became the common crime scene of the fascist Independent State of Croatia from 1941 to 1945: Jasenovac, north of the river the location of the former and completely wiped out concentration camp, as well as Donja Gradina in the south the execution site and the grave fields of victims of the terrible but little known extermination camp. The only public attention that gives the former camp complex presence, is the monument Stone Flower by Bogdan Bogdanović, established in 1966 in Jasenovac. Donja Gradina is still an isolated place, the Bosnian government still has no concept regarding the preservation as a place of remembrance.

At the beginning, this work is dedicated to a detailed research and a chronological documentation, which focuses on the memory of the historical and political incidents in the area of Southeastern Europe with focus on the Second World War in the former Yugoslavia. Accordingly, the historical events in the context of the camp complex are documented in detail to make this emotionally charged place understandable. The second chapter includes a theoretical examination of the culture of remembrance and commemoration, which focuses on today‘s polemics in relation to the immediate post-war period. The findings of the first two chapters are transferred to a project in the last part. It takes the historical events and the current local character into account and once again spatially connects the two memorial sites from a spatial point of view.

 

Ganze Arbeit im Volltext