Über die Wechselbeziehung zwischen raumbezogener, architektonischer Praxis und der Verbildlichung
von zukünftigen Räumen
Ulrich Huhs
Architektonischer Raum ist in seiner Komplexität nicht in den statischen Blickrichtungen und Ausschnitten zweidimensionaler Bilder abbildbar. Für die entwerferische Praxis bedeutet dies, das Imaginationen von zukünftigen Räumen Darstellungsformen erfordern, die – aufgrund der Unmöglichkeit des Abbildens des tatsächlichen, zukünftigen Raumeindruckes – mit den Mitteln der Abstraktion, der Poetik, der Erinnerung und der Assoziation arbeiten. Die Suche nach dem räumlichen Ausdruck der Zeit artikuliert sich in einer Verschränkungen von inhaltlicher Raumkonzeption und Bildform bzw. Bildtypologie.
Die Suche nach dem heutigen Raum der Zeit erfolgt im Umfeld des Bilderrauschens des Internets und den forschreitenden technischen Möglichkeiten der digitalisierten Bilderstellung. Es entstehen Bilder, die die abstrakte Bildsprache verlassen und Simulationen von Realität anbieten. Im Wesenskern weiterhin Bild und nicht wie es scheint die gespiegelte Realität, werden sie aufgrund des bildinternen stagings unterbewusst als konkreter, realer Raum wahrgenommen, obwohl sie vielfach keinen Raum zeigen sondern Ausstattungen, Oberflächen sowie Suggestionen von Nutzungen.
Da Raumbilder und räumliche Entwurfsprozesse in einer Wechselbeziehung stehen und gegenseitige Rückkopplungseffekte generieren, besteht die Herausforderung und Gefahr, dass diese als real wahrgenommen Bilder ohne gleichzeitige, gedankliche Erschliessung der Raumkonstrukte, die dahinter stehen, die weitere Entwicklung der Architektur in Richtung eines auf Perfektion zielenden Oberflächendesign beschleunigen. Um zu verstehen, wie im Kontext des digitalen Bilderrauschens eine inhaltsbasierte Weiterentwicklung des architektonischen Raumes ermöglicht werden kann, wird der Versuch unternommen, die Wechselbeziehung zwischen Raumentwurf und den vermittelnden Raumbildern zu untersuchen und strukturelle Zusammenhänge aufzuzeigen.
Stichworte: architektonische Praxis, Raumkompetenz, Entwurfsbilder, Bildlichkeit, Raumbild, digitale Bilder, Digitalisierung