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RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Kloster ohne Gott

Entwurf einer profanen Heterotopie

Jacob Marian Lindloff

 

 

[De]

Historisch ist das klösterliche Leben aus dem Eremitentum hervorgegangen. Das Leben als Eremit stellt eine radikale Form der Askese dar, das klösterliche Leben den paradoxen Versuch, gerade durch ein selbstgewähltes Gemeinschaftsleben den Rückzug des Einzelnen zu ermöglichen. Während ihrer langen Geschichte haben Klosterbauten bewiesen, tiefgreifende räumliche und programmatische Transformationsprozesse erstaunlich gut zu überstehen. Durch ihre Abgeschlossenheit stellen Klosterbauten dabei immer auch andere Orte dar, Heterotopien. Es sind aktiv kultivierte Lebensräume, in welchen sich andere Ordnungen entwickeln können als unter dem panoptischen Blick der Normgesellschaft. Dadurch können sie global zu einer wachsenden Vielfalt beitragen und gleichzeitig zu lange Zeiten überdauernden Wissensspeichern werden. Im schriftlichen Teil dieser Arbeit wird zuerst knapp die Genealogie des Klosters dargelegt und daraufhin erörtert, was das Kloster als räumliche und soziale Konfiguration zwischen Askese und selbstgewählter Gemeinschaft charakterisiert. Den zweiten Teil dieser Arbeit bildet dann eine zeichnerische Analyse der spezifischen Räumlichkeiten des Klosters in der Form eines Katalogs. Im Entwurfsteil wird aus den Ergebnissen dieser vergleichenden Analyse der Klosterbau auf ein Modell hin abstrahiert. Dieses Modell wird auf seine heutige Relevanz hin untersucht und den Bedingungen einer Gemeinschaft der Andersartigkeit entsprechend angepasst. Es entsteht das abgewandelte Modell eines ‚Klosters ohne Gott‘. Dieses Modell wird schließlich beispielhaft auf ein Grundstück in der Simmeringer Haide angewandt.

 

[En]

Historically, monastic life emerged from hermitism. Life as a hermit represents a radical form of asceticism, monastic life is an attempt to make individual retreat possible precisely through a self-chosen communal life. Throughout their long history, monastic buildings have proven to survive profound spatial and programmatic transformation processes remarkably well. Due to their seclusion, monastic buildings always represent other places, heterotopias, too. They are actively cultivated environments in which other orders can develop than under the panoptic gaze of norm society. In this way, they can globally contribute to a growing diversity and at the same time become repositories of knowledge that transcend long periods of time. In the first part of this thesis, the genealogy of the monastery is briefly presented followed by a discussion of what characterizes the monastery as a spatial and social configuration between asceticism and self-chosen community. In the second part, the specific spaces of the monastery are graphically analyzed in the form of a catalog. In the design part, the results of this comparative analysis are used to abstract the monastery onto a model. This model is examined for its relevance today and adapted to the conditions of a community of otherness. The modified model of a “monastery without god” emerges. Finally, this model is applied exemplarily to a plot in the Simmeringer Haide.

 

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