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RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Haus für einen Expat

Eine Typologie der Transienten

Gabriel Khalife

 

 

Die Frage, mit der sich diese Arbeit befasst, ist die nach dem Expat und der Architektur, die seinem transitorischen Lebensstil zugrunde liegt. Seine einzigartigen Erfahrungen, die sich in der Wahl seines Lebensraums widerspiegeln, könnten auf den ersten Blick als liminal eingestuft werden, wie andere Arten von nomadischen, reisenden oder sonst staatenlosen Menschen. Der Expat, der zwischen Grenzen lebt, ist überall auf der Welt in allen möglichen Behausungen anzutreffen, aber nirgendwo ist seine Existenz durchdringender vorausgesetzt als im Nahen Osten, wo Grenzen, Geschichten und Traditionen unaufhörlich fluktuieren. In diesem Fluss entstehen einige der historisch relevantesten Typologien der Region, die tief in dieser Frage des „flüchtigen Wohnens“ verwurzelt sind und in unsere Zeit übertragen werden. Der Libanon —das Land, aus dem ich stamme— aus dem etwa drei Viertel der Bevölkerung wie ich ins Ausland zogen, ist dafür ein ideales Schauglas. Die zeitgenössische Geschichte libanesischer Expats und ihre verschiedenen Erfahrungen und Unterbringungen im Ausland hingegen dienen als Fallstudien, die helfen, den Status quo zu definieren. So entsteht ein Rahmenwerk, welches die paradoxe Natur der Expats selbst widerspiegelt, ihre angestrengte Elastizität, ihr überholter Zeitgeist, ihre statische Überschwänglichkeit, die sich aus der eigenen Betroffenheit über den Zustand ihrer Heimat im Ausland ergibt. Das Ergebnis, in Form einer neuen Art von transientem, kollektivem Lebensraum, wird im Kontext von Bejjeh, einem kleinen Dorf im Zentralmassiv des Libanon-Gebirges, ausgearbeitet. Das Haus für einen Expat ist eine Antwort auf jenen Reduktionismus, der auf den Mustern der Geschichte, der Typologie und der Reproduzierbarkeit beruht und der dazu führt, dass unsere heutigen Vorstellungen von flexiblem Wohnen und in gewissem Maße auch vom Leben selbst nur der symptomatische Hintergrund für die Ausdrucksformen des Transienten sind.

 

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