Raumgestaltung und Entwerfen, raumgestaltung.tuwien.ac.at
RAUM
TU Wien, Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253.3, 1040 Wien

Integratives Entwerfen Bachelor Stadtimplantat Molkenmarkt Berlin

 

STADTIMPLANTAT

Die nachhaltige Entwicklung der vorhandenen Stadt für die zukünftige Stadtnutzung basiert auf dem situativen Reparieren gewachsener Strukturen. Orte außerhalb der alltäglichen Aufmerksamkeit können durch Umbauen und Verweben der vorhandenen städtischen Morphologien zu Potentialorten der Stadt von Morgen werden. Durch neue Perspektiven auf das Bestehende entstehen Modelle für neue Formen der Stadt des 21. Jahrhunderts.
Als Methode der Stadtreparatur soll die Typologie des Stadtimplantats entwerfend untersucht werden. Auf Basis von vorhandenen urbanen Typologien verschiedener Epochen werden Implantate generiert, die in Beziehung zu den Potentialorten in der fragmentierten Morphologie der Stadt gesetzt werden. Unter der Prämisse der Gleichwertigkeit von Baukörper und Zwischenraum werden Stadträume untersucht und entwickelt, die mit den vorhandenen städtischen Strukturen verwoben werden und gleichzeitig eigenständige, zeitgenössische Formen räumlicher Urbanität aufzeigen.
Die spannungsvolle Beziehung von Gebäuden und städtischen Außenräumen erzeugt die dichte europäische Stadt mit Hilfe von Bauelementen wie Wänden, Fenstern und Eingängen als Schwellen zwischen Innen und Außen sowie mit sorgfältig gestalteten Flächen zwischen den Baukörpern. Zwei Elemente verdienen besondere Aufmerksamkeit: Das erste Element ist die raumbildende Fassade in ihrer inhaltlichen Mehrdeutigkeit: als klimaregulierende Hülle und Schwelle, als Vermittlerin zwischen öffentlichem und privatem Raum, als Ausdruck eines Baukörpers. Das zweite Element ist der urbane Freiraum: bestimmt durch räumliche Qualität sowie Materialität, Topografie und Bepflanzung. Das forschende Entwerfen untersucht die sorgfältige Beziehung zwischen Baukörpern und Freiräumen als Schlüssel der Transformation zur klimaresilienten und nutzer*innenbezogenen Stadt.

 

CASE STUDY: MOLKENMARKT BERLIN

Das historische Zentrum von Berlin unterliegt seit Jahrhunderten einem kontinuierlichen Transformationsprozess. Die Repräsentationsbedürfnisse des Barock, das Wachstum zur Millionenstadt im 19. und beginnenden 20.Jhdt., die Zerstörung weiter Teile des Zentrums im 2. Weltkrieg, der Systemkonflikt zu Zeiten der Teilung, haben eine Vielzahl an urbanen Leitbildern in einem Reallabor des Städtebaus exemplarisch physische Wirklichkeit werden lassen. Unterschiedlichste städtebauliche Typologien treffen im Zentrum unvermittelt aufeinander. Eine Leerstelle in der Morphologie der Stadt stellt bis heute das Areal um dem ehemaligen mittelalterlichen Molkenmarkt dar. Durch Kriegszerstörungen und anschließende großflächige Transformation durch Verkehrsinfrastruktur in Form einer vielspurigen Magistrale, ist der Ort als qualitätvoller Stadtraum verloren gegangen. Seit 1996 wird im Senat von Berlin an Reparaturkonzepten für diese Fehlstelle im Stadtgewebe gearbeitet, die von Prämissen der kritischen Rekonstruktion (Planwerk Innenstadt) und dem Begriff der Bürgerstadt (Hoffmann-Axthelm) geprägt sind.
Im integrativen Entwerfen im Sommersemester werden wir alternative Strategien zu diesen rückwärtsgewandten Stadtvorstellungen untersuchen. Gesucht wird eine stadtmorphologische Vernetzung der Bruchstelle im städtischen Gewebe, die stadträumlich im Dialog mit den umliegenden städtebaulichen Inseln tritt und gleichzeitig modellhaft für eine zeitgenössische Urbanität im Kontext der Nutzungs- und Klimaresilienz im Bauen ist.

 

Methoden:

Ausgehend von der Strategie einer reparierenden Transformation der stadträumlichen Situation werden die Freiraumpotentiale des Vorhandenen untersucht und in den Kontext der Frage des konsumfreien, öffentlichen Raumes für Alle sowie der künftigen Anforderungen der Klimaresilienz der Stadt gestellt. Basis der Konzeptentwicklung ist eine präzise stadtmorphologische Bestandsanalyse sowie das Lesen und Beschreiben der signifikanten Elemente und Spuren im Stadtraum.
Erarbeitung einer handlungsorientierten Dokumentation zu einer neuen Praxis des Umgangs mit dem Stadtraum und der Verkehrsinfrastruktur und zu nachhaltigen Reparaturstrategien im stadträumlichen Bestand.
Die Annäherung an den vorhandenen, umliegenden Stadtraum und seine Raumfolgen von Außenraum, Infrastruktur und Gebäuden sowie zwischen öffentlichen und privaten Räumen erfolgt anhand von Konzept- und Arbeitsmodellen. Die Untersuchung der städtebaulichen Schnittstellen und der begrenzenden Fassaden erfolgt äquivalent.

 

Vortragende:

Wilfried Kuehn
Peter Bauer
Ulrich Huhs
Alexander Garber
Maria Auböck
Janos Karasz

 

Weitere Informationen:


Einführung:
 Fr, 7. März 2025 um 10.00 – 13:00 Uhr, in Raumlabor, Hof 1, TU Wien


Betreuungstermine jeweils Freitags von 10:00 bis 18:00 Uhr.

Das Entwerfen beinhaltet eine Exkursion nach Berlin vom 31.03. – 06.04.2025, Anreise nach Berlin, Reise und Unterkunft wird durch die Studierenden individuell organisiert. Siehe mehr Details unter LVA 253.M87 Exkursion Berlin.

 

TISS
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